Begleitende Gedanken zur Auseinandersetzung mit Zanders Buch zurück
von Dr. Hans-Henning Buchholz, Deggendorf:
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29. Thema: Zanders Schilderung der christologischen Erkenntnisentwicklung bei Rudolf Steiner Insgesamt findet sich bei Zanders Darstellung dieser Entwicklung seit 1900 immer der Unterton, dass es eine Menge Brüche und Inkonsequenzen gegeben habe. Man darf natürlich eine Erkenntnisentwicklung nicht mit Brüchen und Inkonsequenzen dieses Wegs verwechseln. Zander berichtet zwar, dass für Steiner die Christuserkenntnis rein spirituell gewesen sei, aber er scheint es ihm ankreiden zu wollen, dass Steiner "zu diesem Zeitpunkt noch keine auf eine historische Tatsache bezogene Christologie" besaß. Er bezieht sich dabei auf einen Brief Steiners an Hübbe-Schleiden. Zander scheint es als nicht hinnehmbaren Mangel zu empfinden, dass 1902 für Steiner "der Christus eine ahistorische Größe" war, die "jenseits der positiven Religionen" stand. Gedanke dazu: Steiner unterscheidet ja zwischen Jesus und Christus, die erst bei der Jordantaufe vereint sind. In aller Einzigartigkeit des Christuserlebnisses Steiners ist für ihn Christus eine ahistorische, besser überhistorische Größe, geworden. Steiner nimmt zwar den Jesus durchaus als historische Größe, wie in "Christentum als mystische Tatsache" (im Kapitel "Jesus und sein geschichtlicher Hintergrund") zu lesen ist. Hingegen ist Christus eine ahistorische Größe deswegen, weil sie gemäß spiritueller Erkenntnis aller Eingeweihten (Evangelisten und andere Persönlichkeiten) von Beginn der Kosmos- oder Erdentwicklung an wirkt, aber nur einmal sich im Jesus inkorporierte. Diese ahistorische Größe "Christus" war in den frühen Religionen unter anderen Namen Gegenstand der höchsten Verehrung, so auch bei den Persern, Ägyptern und Griechen. (Und sie wird es in der gesamten Menschheit bis ans undefinierbare "Ende der Welt" sein.) Im Kapitel "Die ägyptische Mysterienweisheit" des o.g. Buchs "Christentum als mystische Tatsache" finden wir auf Seite 109 den Satz: "Wenn der Myste der vorchristlichen Zeit dieses Christuserlebnis durchmachte, dann war er durch seine Einweihung in einem Zustande, der ihn befähigte, etwas geistig – in höheren Welten – wahrzunehmen, wofür es keine entsprechende Tatsache in der sinnlichen Welt gab. Er erlebte das, was das Mysterium von Golgatha umschließt, in der höheren Welt." Nun schreibt Zander: "Jesus war einer unter vielen Eingeweihten, eine Auszeichnung durch das Christusprädikat gab es noch nicht". Das ist, für sich genommen, ein nivellierender Ausdruck; er kann mehr als missverständlich sein, wenn der von ihm selbst zitierte Satz Steiners: "Jesus war ein einzigartiger Initiierter." nicht mit dem ersten Satz zusammen gelesen wird. Darauf muss hingewiesen werden. (Bz – Feb 08)
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28. Thema: Helmut Zanders Sicht des Begriffes "Mystische Tatsache" Ab Seite 786 befasst sich Zander mit dem 1901/1902 vorgetragenen Ausgangszyklus "Christentum als mystische Tatsache". Er zitiert Steiner aus einem Berief an seinen Freund Kirchbach: "Ich brauchte, um das zu verstehen, was ich unter der höheren Erkenntnis verstehe, ein Wort, und griff zu "Mystik". – Dazu Zander: "Offenbar betrachtete er (Steiner) Erkenntnis und Mystik als weitgehend deckungsgleich und benutzte den Begriff Mystik wohl auch aus Verlegenheit". Gedanke dazu: "Mystik" will sagen, dass es sich um einen "Stoff" handelt, der sich nicht der sinnlichen Erkenntnis, wie sie sich in der Naturwissenschaft eingespielt hat, erschließt, sondern um einen solchen, der zunächst ein Geheimnis darstellt. Es ist für unsere Sinne durchaus ein Geheimnis, das nur mit besonderer Erkenntnismethode erreichbar ist, dann aber sich als "Tatsache" herausstellt. Natürlich sind diese beiden Begriffe Erkenntnis und Mystik nicht einmal annähernd deckungsgleich. Das ist auch nicht aus dem Briefzitat herauslesbar. Man kann daran denken, dass oftmals in der Philosophie z.B. die Bezeichnung "Wahrnehmung" in zweierlei Art genutzt wird, sodass also sowohl für den Wahrnehmungsinhalt (als Tatsache) als auch für die eigentliche Wahrnehmung (als Tätigkeit) ein und dasselbe Wort benutzt wird. Hier, bei Steiner, ist ganz gewiss gemeint gewesen, dass eine höhere Erkenntnismethode, die ja damals noch wenig bekannt war, sich des mystischen Inhalts bemächtigt hat und nicht die übliche, materialistische Erkenntnismethode. Von einer "Verlegenheit" Steiners gegenüber einer Begriffswahl auszugehen, dürfte wohl niemand annehmen, der mitbekommen hat, wie sehr Steiner um Begriffe für geistige Tatsachen mit Erfolg zu ringen verstand. (Bz – Feb 08)
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27. Thema: Helmut Zander nimmt an, Rudolf Steiner sei ein machtorientierter und autoritärer Mensch gewesen Hier irrt Zander gehörig. Hätte er in jeder Hinsicht gründliche Arbeit geleistet, würde er das so niemals formuliert haben können; er hätte dann bewusst fälschen müssen. Zunächst dieses: Man kann die Anthroposophie, und diese glaubt Zander zu seinem Thema gemacht zu haben, nicht von demjenigen, der sie in deutsche Worte prägte, ihrem Begründer, trennen. Daher gehört selbstverständlich zur ehrlichen Schilderung der Anthroposophie die wahrhaftige Schilderung der Persönlichkeit ihres Begründers. Beides ist miteinander eng verschweißt. Ohne einen ausgewogenen Auszug der Meinungen der vielen Zeitgenossen, mit denen Steiner zusammengekommen ist, wird man dabei kaum zu einem angemessenen Urteil kommen. Zander jedenfalls ist ein solches Urteil nicht gelungen.[1] (Ich bin kein Historiker, aber möchte vermuten, dass es zum guten Stil gehört, Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen, gleich, wie sie sich äußern, um ein ausgewogenes Gesamtbild zu erlangen.) Z.B. hätte Zander – anstatt sich mehrfach in den läppischen Niederungen menschlichen Begehrens im Umkreis von Dr. Steiner fast sensationslüstern aufzuhalten - den Schilderungen der Persönlichkeit Steiners durch Menschen, die ihm begegnet sind, mehr Raum geben können. Es würde sich ihm daraus das klare Bild eines über jedes Machtstreben und Autoritätsgebaren weit hinaus gewachsenen Menschen ergeben haben. So z.B. berichtet Günter Wachsmuth[2]: "..jedes ehrliche Streben, selbst wenn es seinen (Steiners) Anschauungen noch so diametral entgegengesetzt war, konnte man ihn (Steiner) so unantastbar objektiv darstellen hören, dass man miterlebte, wie er diesen Andersartigen jede nur erdenkliche Möglichkeit gab, sich selbst auszusprechen, so dass ihm dies dann manchmal von unaufmerksamen Zuhörern sogar als sein eigenes Urteil missdeutet wurde. Ob er über Haeckel oder Laotse, Nietzsche oder Gregor IX. oder sonst wen sprach, immer stand mit einem unabdingbaren Gerechtigkeitssinn, zunächst die betreffende Individualität und ihre eigene Sphäre in ihrer Wesenheit vor den Zuhörern, bevor er ihren Wert und Sinn im Auf und Ab der Weltgeschichte aufzeigte. Ja, er ließ später manche seiner erbittertsten Gegner in ausführlichen Zitaten sich erst selbst darstellen, zum Staunen mancher Hörer, bevor er Unwahres sachlich zurechtrückte oder dann auch allzu menschliche Eigenheiten, oft verstehend und verzeihend, ihren Namen gab." Ein "Machtmensch" und "Autoritätsmensch" hingegen trachtet danach, seiner Meinung und seinem Willen vorrangig zur Geltung zu verhelfen und gar die Würde anderer Menschen erst an zweiter Stelle zu respektieren. Dass freilich Steiner Autorität hatte, hing mit seiner Kompetenz zusammen, die man ihm deshalb abnahm, weil seine Erfahrungen und Wissensangebote bei näherem Hinsehen auch demjenigen, der keine übersinnlichen Wahrnehmungen hat, einleuchten. Ein Eindruck von der Anthroposophie und von Steiner, wenn man auf das 1880-Seiten-Buch Zanders angewiesen wäre, würde für die Menschen, die der Anthroposophie zunächst ferner stehen, durch die immer wieder von Zander vorgebrachten Negativ-Verfärbungen des Charakters Steiners sehr stark verunklärt. (Auf die Kernpunkte der Anthroposophie[3] geht Zander ja gar nicht erst wirklich ein.) Goethe soll gesagt haben[4]: "Wahrheitsliebe zeigt sich darin, dass man überall das Gute zu finden und zu schätzen weiß". Wenn nun dieser Gedanke auf die Arbeit Zanders projiziert wird, so muss man feststellen, dass das Gute und eigentlich Bedeutende der Forscherleistung, der Erkenntnisarbeit und der sozialen Leistung Steiners viel zu kurz kommt. Der Umkehrschluss des Goetheworts legt das Urteil nahe, dass Zander die Anthroposophie oder Steiner – imgrunde beide, da sie nicht voneinander zu trennen sind - alles andere als lieb gewinnen kann. Dies trägt dazu bei, dass man angesichts des bei ihm beträchtlichen Übelwollens gegenüber dem Objekt den Geschmack des Unwissenschaftlichen nicht mehr loswird. Bz – Feb 08
[1] Unterzeichner hatte in jungen Jahren die Gelegenheit, drei Ehepaare und zwei weitere Persönlichkeiten kennen gelernt zu haben, welche noch engen Kontakt zu Steiner erfahren hatten. Allein aus deren Erzählungen hat sich mir ein völlig anderes Bild ergeben, als jenes, das Herr Zander liefert. [2] In seinem Buche "Rudolf Steiners Erdenleben und Wirken" auf Seite 15 [3] Dazu gehört die Erkenntnistheorie, aus der die Anthroposophie hervorgeht. [4] Dem Unterzeichner ist leider die Quelle nicht bekannt.
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26. Thema: Von Rudolf Steiner vorgesehener Buchtitel des Fragment gebliebenen und ab 1951 veröffentlichten Buchs "Anthroposophie" A) - Der Autor Zander schreibt auf Seite 674, als er von dem Entstehen des Buchs "Anthroposophie" (Ga 45) spricht: "…im November 1910 lag es "halbgedruckt" vor (GA 262,238)[1]. Aber das Buch blieb ein Torso, dessen Fragmente erst 1951 unter dem Titel "Anthroposophie" publiziert wurden. wobei nicht klar ist, dass das Werk diesen Titel tragen sollte." – B) - Dann fügt er außerdem die in diesem Werk von Steiner gegebenen Charakterisierungen der Begriffe Anthroposophie und Theosophie an. Dabei stellt er klar, dass die Bedeutung des Wortes Anthroposophie hier tatsächlich nur die Vermittlungsfunktion zwischen Anthropologie und Theosophie haben sollte. Es sollte in dieser "Skizzierung einer Anthroposophie" ja tatsächlich "nur das Leibliche des Menschen berücksichtigt werden, insofern dieses Offenbarung des Geistigen ist. Und in diesen Grenzen ist die Anthroposophie im engeren Sinne gemeint." Nach einigen erläuternden Ausführungen über die Bedeutung und den jeweiligen Inhalt der beiden Begriffe "Theosophie" und "Anthroposophie" sagt Zander daraufhin: "Klar ist jedenfalls, dass dieser Begriff der Anthroposophie (im Titel des Buchs, Bz) mit dem Namen, der[2] später die Anthroposophische Gesellschaft führte, nichts zu tun hat." Hinweise dazu: Zu A: - Doch, es darf gesagt werden, das Steiner in der Tat diesen Titel "Anthroposophie" für das Fragment gebliebene Buch vorgesehen hatte. In einem Brief an Eduard Schure schrieb Steiner Anfang März 1911[3]: "So ist es z.B. gekommen, dass meine "Anthroposophie" seit November halb gedruckt vorliegt und nicht einmal seit jener Zeit berührt werden konnte, weil es unmöglich war, die Wahrheiten, die spirituell vor mir stehen, den Weg durch die Feder aufs Papier nehmen zu lassen...." Daneben zeigt die Seite 178 des Buchs "Anthroposophie", die unterstrichene handschriftliche Überschrift "Zur Anthroposophie". Und die Seite 220 dieses hier genannten Buchs (GA 45) gibt die Zusammenstellung der Gründe, warum der Titel "Anthroposophie" von Anfang an geplant war, z.B. dadurch, dass auf Ausführungen in einem Vortrag vom 23. Oktober 1909 hingewiesen wird, bei dem Steiner das literarische Werk "Anthroposophie" ankündigte. Zu B: Steiner sagt, es werde "von dem einen zu dem anderen Erkenntnisweg ein weiter Weg sein". Und er vergleicht Theosophie mit einer Anhöhe, während Anthroposophie gleichzusetzen wäre "mit dem Anblick, den man haben kann von dem Abhange der Anhöhe, wo das einzelne noch vor Augen steht, doch sich aber das Mannigfaltige schon zu einem Ganzen zusammenschließen beginnt." Es sei möglich, so Steiner, "die Kluft auszufüllen". Wir verstehen Steiner wohl richtig, wenn wir in der Anthroposophie die Brücke, die Klammer oder die Verbindung zwischen Anthropologie einerseits und Theosophie andererseits im damaligen Sinne begreifen. Damit wird deutlich, dass er damals schon, 1910, tatsächlich den Begriff <Anthroposophie> nur enger genutzt, aber nicht enger gesehen hat. Anthroposophie an sich ist gegenüber der Theosophie das Weitere, ist das schwieriger zu Erfassende, was selbst im engeren Betrachtungsrahmen in unsere Sprache zu übersetzen, größere Schwierigkeiten gemacht haben muss. Hingegen war das Buch "Theosophie" ja schon geschrieben worden. Aus alle dem darf man getrost schließen, dass der damalige, enger gefasste Begriff <Anthroposophie> (im Titel der GA 45) eindeutig mit dem späteren, weiteren Begriff, der den Namen der Gesellschaft bildete, - entgegen der Meinung Zanders - sehr viel zu tun hat. Im Übrigen entspricht dies auch dem Aussage des ca 37 Jahre[4] alten Steiners, der (auf Seite 319) in seinem Lebensgang betonte, dass die ganze Welt, außer dem Menschen, das eigentliche Welträtsel sei; und dass der Mensch selbst die Lösung sei. - Es liegt auf der Hand, dass Rudolf Steiner sehr früh eine umfassende Vorstellung errungen hat, wie die Weiterführung der Philosophie und der Naturwissenschaft, aufeinander zugehend, sich als notwendiger Erkenntnis-Rahmen erweisen müsse – und dass dies eine umfassende "Anthroposophie"[5] sein müsse – als was sie sich letztlich erwiesen hat. Bz – Jan 08
[1] Die aktuelle Ausgabe ist von 2002 [2] Gewiss meinte Zander hier "den später die Anthroposophische Gesellschaft führte, …" [3] Seite 201 dieser aktuellen Ausgabe der "Anthroposophie". [4] Das war also etwa 1897 [5] Den Begriff hatte zuerst Fichte kreiert.
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25. Thema: Verhältnis der großen Fleißarbeit zu der Tiefe der Erkenntnis der Anthroposophie bei Zander Zander schrieb 1884 Seiten in rund 15 Jahren[1] oder rund 15 x 350 = 5250 Tagen. D.h. er hat die zu bestaunende Leistung vollbracht, etwa alle 2,8 Tage eine Druckseite seines Buchs zustande zu bringen. Wenn man berücksichtigt, welche Mühe das Aufstöbern und Sichten der Literaturquellen, das Zusammentragen der vielen kleinen Details und Fußnoteninhalte, dann noch die Gliederung zu erarbeiten und das Achten auf die Vermeidung unnützer Wiederholungen bedeutet, ist einem, selbst für den Fall, dass da weitere Persönlichkeiten geholfen haben, sofort klar, dass das Erfassen des Kerns der Anthroposophie, ihres gewiss schwerlich zu erarbeitenden Wesens, in dieser Zeit nicht auch noch zu leisten war. Denn es würde mindestens etliche zusätzliche Jahre (und das wäre nicht unnormal) gedauert haben, bis sich der Autor des Buchs "Anthroposophie in Deutschland" sich dieses Wesen der Anthroposophie wirklich erschlossen hätte. Das Ergebnis ist bekannt: Wie schon im 10. Thema (dieser Textbeiträge) erwähnt und vom Auto selbst bekannt, hat es ja auch an Verständnis gegenüber der Anthroposophie gefehlt. Anthroposophie ist vor allem ein Erkenntnisweg, und zwar ein im Grunde individueller, der sich schon von daher der Geschichtsbetrachtung entzieht. Steiner ließ einst für ein Lexikon drucken: "Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschen zum Geistigen im Weltall führen möchte." Es sind relativ wenige Menschen, welche die Fähigkeit besitzen, rein Geistiges wahrzunehmen. Die Allermeisten haben sie nicht. Aber rechtfertigt es, die Möglichkeit zu verneinen, dass es je erkannt werden kann? Kann man dergleichen für Humbug halten, weil man selbst die dafür erforderlichen Fähigkeiten noch nicht erwerben konnte? Es liegt darin immer eine gewisse Anmaßung, wenn man eine bestimmte Fähigkeit nicht für möglich hält, nur weil man diese Fähigkeit selbst nicht besitzt. Leider ist dies auch für viele Gegner der Anthroposophie nicht untypisch. Heutige Naturwissenschafter und andere moderne Wissenschafter "glauben", es dürfe – und das ist paradox - keinen Glauben in der Wissenschaft geben; alles müsse beweisbar sein.[2] Dabei wird vergessen, dass manches gar nicht beweisbar, sondern nur erfahrbar ist. Wie es in der Geisteswissenschaft Nur-Erfahrbares gibt, so gibt es auch in der Naturwissenschaft nur-erfahrbare Dinge. Wir müssen sie zumindest als Arbeitshypothese nehmen, solange wir nicht selbst erfahren haben. Offensichtlich hat der Autor Zander diese Schwierigkeit im Umgang mit den mitgeteilten übersinnlichen Forschungsergebnissen, weil er sie – von vorn herein - zutiefst aberkennt. Zutiefst, sodass er bei jeder sich bietenden Gelegenheit versucht, der Geisteswissenschaft etwas "anzuhängen" und den Begründer der Anthroposophie von seinem Werk zu trennen. Hinzu kommt vermutlich der Glaube (!), dass es keine Weiterentwicklung gäbe; oder wenigstens müsse diese, wenn es denn je eine gegeben haben sollte, bei Kant aufgehört haben. Und die über Kants Erkenntnisgrenzen hin-ausführenden, übersinnlichen Fähigkeiten Rudolf Steiners könnten daher schon gar nicht der Wirklichkeit angehört haben, weshalb man deren Mitteilungen und Ergebnisse verurteilen müsse. Wahrscheinlich nur so konnte es soweit kommen, dass der Autor des Buchs "Anthroposophie in Deutschland" nicht bemerkt hat, welche immense Leistung Steiner vollzogen hat. Oder, wie Karen Wassjan[3] schrieb, welch einen Ruck er in die Menschheitsentwicklung gebracht hat. Das Buch hätte einen durchgehend objektiveren Ton bekommen und sogar für längere Zeit ein Standardwerk werden können, als ihm vermutlich jetzt beschieden ist. Unter den gegebenen Umständen war eben die Arbeitszeit für das Buch zu kurz und die Verständnisbereitschaft zu gering. Bz – Jan 08
[1] Solche Zahl hatte ich irgendwo vernommen [2] Man möge bedenken, dass der Glaube in der Wissenschaft mehr verbreitet ist, als ihre Vertreter zugeben möchten. [3] "Aufgearbeitete Anthroposophie- Bilanz einer Geisterfahrt", 2007
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24. Thema: Verknüpfung der Theosophischen Gesellschaft mit der Anthroposophischen Gesellschaft durch allerlei statistische Darstellungen.
Im Kapitel Sozialstruktur und Vereinsleben der Adyar-Theosophie erscheint in Zanders "Opus Magnum" eine der vielen mit zu bewunderndem Fleiß zusammengestellten Tabellen eine mit der Bezeichnung "Tab. 4.2 "Mitglieder (Gesamtzahl) der Theosophischen Gesellschaft Adyar in Deutschland, 1904 – 1933 (nach 1912: Anthroposophische Gesellschaft)" (Seite 354). Auch in der Überschrift der Tabelle 4.7 wird von einer in "Anthroposophische Gesellschaft" umbenannten "Theosophische Gesellschaft Adyar" gesprochen (Seite 360). Hier wurden versehentlich - und für den ermüdeten Leser vielleicht nur unterschwellig wirksam - die beiden Gesellschaften, die sich aus Gründen unterschiedlicher Erkenntniswege und Anschauungsinhalte endlich im Jahre 1912 trennen mussten, als etwas im Grunde Gleiches dargestellt. So, als ob die "Theosophische Gesellschaft Adyar" bloß ihren Namen gewechselt hätte. Dabei ist es doch wichtig, zu wissen, dass es so nicht war. Mit diesem puren Nominalismus kommt man der Sache doch nicht näher. Dem gegenüber schildert der Autor anschließend die familiären Verhältnisse der mit den Gesellschaften verbundenen Personen ausführlich, mit Zahlen und Definitionen untermauert. Man ist vielleicht geneigt zu glauben: Wer so detailgenau schildert, dem muss man selbstverständlich auch die Tabellen abnehmen. Sollte unkenntlich, vergessbar, d.h. zumindest unvermutbar gemacht werden, dass damals, nach der Trennung der Steiner folgenden Menschen von der Theosophischen Gesellschaft diese letztere noch weiter bestanden hat? Die Arbeit Steiners während seiner Zugehörigkeit zur Theosophischen Gesellschaft war imgrunde etwas in vieler Beziehung anderes als das vorher in der Letzteren Praktizierte und Veröffentlichte. Nun da die Anhänger Steiners heraustraten und sich neu formierten, mussten sie endlich den Namen annehmen, der die Steinerschen Inhalte seit 1900 immer schon trugen. Nicht die Theosophische Gesellschaft wechselte den Namen, wie man aus der Tabelle heraus vermuten könnte, sondern das Anthroposophische erhob (endlich) seinen eigentlichen Namen zum Gesellschaftsnamen. Ein Verwischen der zwei höchst unterschiedlichen Anschauungsinhalte, die nun wirklich mehr bedeuten als unterschiedliche Namensgebungen zweier Gesellschaften, würde der Norddeutsche nüchtern charakterisieren mit einem ironischen: "Nu hett er dat schreewen, as wenn dat Een Pütt und een Pann weer"! (Flüchtigkeit oder gar mangelnde Wahrheitsliebe?) Bz- Jan 08
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23. Thema: Behauptung Zanders, Anthroposophie sei Religion: In dem bekannten Streitgespräch am 05. 12. 2007 in der Waldorfschule Berlin-Kreuzberg hatte Zander formuliert, Anthroposophie sei eine Religion. Herr Prof. Sorin Enachescu hatte am 13. 12. 2007 auf dieses Streitgespräch umfassend geantwortet. Dennoch mögen einige wenige Bemerkungen hinzugefügt werden. Hinweis dazu: Zunächst müsste Zander diese mündliche Behauptung auch belegen können. Er tut es nirgends, weil es niemandem gelingen kann. Das wäre nur möglich, wenn Anthroposophie sich von bestehenden Religionen absetzen und bezüglich des oder der in der Religion verehrten Wesen etwas Neues bieten würde. Ist das nicht der Fall, und verhält sich eine Bewegung wie eine Vertreterin der Wissenschaft, kann sie allenfalls nur bestehende Religionen vertiefen, unterstützen und plausibler, ja, sogar schließlich zum inneren Erlebnis werden lassen. Man möge durchdenken, was Steiner selbst zu diesem Thema ausführte: Rudolf Steiner sagte am 29. November 1921 in Oslo in einem Vortrag vor Theologen (GA 79, im Taschenbuch Seite 202) in der Einleitung folgendes: "Ich möchte vorausschicken, dass ich mich aber innerhalb der theologischen Bewegung eigentlich doppelt als Gast fühle, denn ich habe immer betonen müssen innerhalb der anthroposophischen Bewegung, dass Anthroposophie durchaus nicht irgendeine neue Religionsgründung oder gar eine Sektenbildung sein will, sondern dass sie eigentlich herauswachsen will in der Gegenwart aus der wissenschaftlichen Bewegung im Allgemeinen. Sie will für die übersinnlichen Tatsachen des menschlichen oder des Weltlebens die entsprechenden Forschungsmethoden finden." Wer den Vortrag zu Ende liest, wird erkennen, was die Aufgabe im Einzelnen sein soll und dass nichts an Frömmigkeit verloren geht, sondern dass durch die geisteswissenschaftlichen Mitteilungen die Religiösität – bei wem auch immer - sogar vertieft werden kann. Aber "vertiefen" heißt ja nicht "ersetzen". Wer das nicht akzeptieren will, kann auch nicht behaupten, Steiner studiert zu haben. Wer 15 Jahre sich mit dem Thema Anthroposophie beschäftigt haben will, muss an ganz wesentlichen Fakten vorbeigegangen sein, solange er behauptet, Anthroposophie sei (selbst) eine Religion. Bz – Jan 08
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22. Thema: Zander: Steiner soll zeitweise Atheist gewesen sein. a) Auf Seite 123 bemerkt Zander in der biographischen Skizze Steiners lakonisch: "Zwischen 1889 und 1900 rechnete er (Steiner) mit seinen früheren Idealen gnadenlos ab und war Atheist. Schon 1895 habe er die Theosophen verrissen: "Nichts als Redensarten, …. die inneren Erlebnisse sind nichts als Heuchelei." b) Was Zander in der Fußnote11 auf Seite 785 berichtet, kommt hingegen dem wirklichem Tatbestand gewiss viel näher: "In der Beschäftigung mit Goethe entwickelte er (Steiner) in den 1880er Jahren zwar eine idealistische Religiosität, aber für eine Beschäftigung mit christologischen Fragen gibt es keine Indizien." Gedanken dazu: Zu a): - Die erwähnte frühe Kritik an den Theosophen ist kein Beleg für das Nichtanerkennen eines Gottes oder vieler Götter, etwa, weil die Silbe "Theo" mit "Gott" gleichbedeutend ist. Kritik in dieser Richtung gehört übrigens in eine wissenschaftliche Arbeit nicht hinein. Steiners Kritik richtete sich allein gegen die spezielle Tatsache, dass man sich mit göttlichen Wesen befasste, ohne eine tiefer gehende Ahnung davon zu haben. Im Übrigen ist der Ausdruck "verrissen" hier unbelegt und wahrscheinlich überzogen. Steiner hat sich generell präzise ausgedrückt[1] und bedurfte gewiss keines pubertären Stils im Ausdruck. Zu b): - Steiner hat mit seinen Äußerungen, die als Beleg gelten, gerungen bzw. gewartet, ehe er sich verbindlich und gründlich genug äußern konnte. So hat er seine früh vorhandene hellseherische Begabung fortentwickelt und zunächst das Vaterprinzip (Gottvater) erkannt. Das liegt nahe, da er naturwissenschaftliche Studien Goethes anhand dessen Arbeiten jahrelang nachvollzieht und dies nicht nur mit dem kalten Intellekt, sondern mit dem Herzen dabei besorgte. Zander wird dies als katholisch geschulter Mensch gewiss nachvollziehen können. Wer diese damalige Steinersche Entwicklungsstufe erreicht hat, darf auch im strengen Sinne bereits als "religiös" bezeichnet werden. Er ist dann schon nicht mehr nur Atheist. Eine weitere Erkenntnisstufe aber ist diejenige, welche den Christus erreicht. Steiner war ein Mensch, der nur über das zu sprechen und zu schreiben pflegte, was er wirklich erkannt hatte und nicht nur glaubte. (Vielleicht hätte Steiner sich in seinem sehr hohem Erkenntnisanspruch solange als "Atheist" bezeichnen mögen, bis er auch Christus wirklich erkannt hatte?) Jedenfalls konnte er sich ab 1900, nach seiner Einweihung, auch über das Christuswesen - und nicht nur über den Jesus - äußern. Wir sehen bereits in der Vortragsreihe Steiners "Christentum als mystische Tatsache" (GA 8, Seite 148; im Jahre 1902) die Frucht dieses Ringens: "Die Persönlichkeit des Jesus wurde fähig, in die eigene Seele aufzunehmen Christus, den Logos, so dass dieser in ihr Fleisch wurde. Seit dieser Aufnahme ist das "Ich" des Jesus von Nazareth der Christus, und die äußere Persönlichkeit ist der Träger des Logos- Dieses Ereignis, dass das "Ich" des Jesus der Christus wird, das ist durch die Johannestaufe dargestellt. Wiederum wird eines deutlich: Steiner bedurfte der Führung und Leitung theosophischer Persönlichkeiten nicht, um zur Christuserkenntnis zu gelangen. Vielmehr ist er selbst in dieser Hinsicht gut ausgerüstet – und außerordentlich rasch - der spirituelle Führer innerhalb der Theosophische Gesellschaft geworden – bis dogmatisch festgelegte Persönlichkeiten ihm nicht mehr folgen konnten und er den Rest der Theosophischen Gesellschaft im Jahre 1912 unter neuem Namen der "Anthroposophie" zusammenfassen musste. Bz – Jan 08
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21. Thema: Abhängigkeit Steiners von der Theosophie Zander möchte generell in seinem Werk durchweg und mit zahlreichen kleinen Nuancen seiner häufig listig anmutenden Wortwahl und Wortstellungen die lebenslange Abhängigkeit Steiners von der Theosophie konstruieren. So berichtet er: Um 1900 – also just nach Steiners Einweihung – habe dieser seine "Konversion in die Theosophie" (!) vollzogen. Und: "Von diesem Zeitpunkt an war Steiners Leben untrennbar mit der Geschichte der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft Adyar verbunden." Gedanken dazu: Man muss das genau lesen. Richtig ist: Wenn man die Geschichte der Theosophischen Gesellschaft zu schreiben hat, kommt man um die Erwähnung der Wirkung Steiners in deren Rahmen während einer Zeit von 12 Jahren nicht herum. - Das übrige Leben Steiners ist eben durchaus nicht an die Geschichte dieser Gesellschaft gebunden, denn seine Anthroposophie wuchs bereits im Momente seines Beitritts in die Theosophische Gesellschaft über diese hinaus. Das bewirkte, dass alte Theosophen seine Vorträge als "wahre Theosophie" anerkannten. Dies vor allem machte seine wahrnehmbare Führungskraft aus, die darin bestätigt wurde, dass er als "Außenseiter" oder "Newcomer" sofort zum Generalsekretär gewählt wurde. Er hatte die Kraft der Erneuerung, was dann später nicht aus irgendeinem "Machtgehabe", sondern - umgekehrt - aus Gründen der Beharrung der Theosophischen Gesellschaft auf Dogmen zu deren Auflösung und zur Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft führen musste. Relativ klar umreißt Zander selbst die anfängliche Situation: Im Kapitel "Die Adyar-Theosophie: Die Gründungsjahre" auf Seite 121 schildert er, wie eine Zersplitterung in indische, europäische, oder rosenkreuzerische, englische oder deutsche Theosophie differenzierend wirkte: "Ein Überdruss an dieser Situation in einer Gesellschaft, die sich als Bruderschaft aller Menschen verstand, ist in der im folgenden beschriebenen Geschichte der Gründung der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft Adyar immer wieder zu spüren. Die Lage für einen organisationsstarken oder weltanschaulich ambitionierten oder charismatischen Führer war günstig." Also das Leben Steiners ist keineswegs "untrennbar mit der Geschichte der der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft Adyar verbunden." Man könnte eher sagen: An Steiners zeitlichem Wirken war das Schicksal der Theosophischen Gesellschaft auf 12 Jahrlang gebunden. Im Übrigen hat das Lebenswerk Steiners Ewigkeitscharakter. Bz – Jan 08
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20. Thema: Angebliche Probleme Steiners, seine Verhältnisse zu anderen Persönlichkeiten mit Bedacht bestimmen zu können. Wie macht man es, um zu erreichen, dass die Darstellung der Steinerschen (lebenslangen) Abhängigkeit von der Theosophie überzeugend wirkt? Indem man u. a. einen angeblich wankenden Charakter Steiners anhand von Beispielen herauszustellen sich anschickt. Ohne, dass die Zanderschen Hinweise auf Idealismus, Atheismus und Bezüge zur Arbeiterbewegung sowohl bei Blavatzky als auch bei Steiner hier wiederholt werden müssen, mag folgendes aus der Seite 103 zitiert werden: "Dass beide (Blavatzky und Steiner) recht eigensinnige Personen waren, und große Probleme hatten, Distanz und Nähe in ihrem Verhältnis mit Bedacht zu bestimmen, sollte sich im Laufe der Zusammenarbeit zeigen." Gedanken dazu: Zander sollte bedenken, dass tief greifende und weltanschauliche Fragen, die vor einer jeweils großen Gruppe zu vertreten sind, die ehrliche Hoffnung berechtigt, dass die eigene Überzeugungsarbeit ausreichen möge, um Einigkeit und Heil als Wirkung dieser Überzeugung einzuleiten. Wenn sich solche Hoffnungen und einzig sich darbietenden Möglichkeiten der Zusammenarbeit aus plötzlich auftretenden Hakenschlägen des Gegenübers ins Wanken geraten, kann nicht nur, sondern muss sich natürlich eine im voraus "bestimmte Nähe" leicht in "Distanz" verwandeln. Das hat aber nichts zu tun mit einer von Zander häufig Rudolf Steiner nur zugedachten "Machtlust", sondern das ist die reine, berechtigte Konsequenz der Ehrlichkeit gegenüber der eigenen Überzeugung. Das Wort "eigensinnig" wird im Übrigen heute mehr als Bezeichnung für eine pubertäre Untugend verwendet. Eine solche ausgerechnet einem so überlegenem Geist wie Steiner anhängen zu wollen, dürfte eigentlich nicht einmal aus Versehen geschehen. Hinzu kommt, dass Versuche, weltanschaulich zu überzeugen, auch bei so wichtigen Angelegenheiten weiter laufen, bis sie offensichtlich vergeblich werden. Das war offensichtlich auch hier der Fall, da Steiner von Beginn an (1902) keinen besonderen Eindruck von Mr. Leadbeater hatte (GA 28, Seite 397/8[1]): "Flüchtiger lernte ich Annie Besant kennen, ebenso Sinnett, ….- Nicht kennen lernte ich Mr. Leadbeater, den ich nur vom Podium herunter sprechen hörte. Er machte auf mich keinen besonderen Eindruck." Dass Steiner dennoch Werke von Leadbeater und Blavatzky studierte, um sie postwendend in Vorträgen zu verwerten, wird von Zander offensichtlich unrichtig gedeutet: Es darf nicht übersehen werden, dass Steiner innerhalb der Theosophischen Gesellschaft Rücksicht nehmen musste auf die dort bisher übliche Terminologie. Dass Steiner aber seit 1900 Eingeweihter war und einer Unterweisung durch z.B. Besant, Leadbeater und anderer Persönlichkeiten gar nicht bedurfte, übersieht Zander geflissentlich. Steiner hatte sein Christuserlebnis um 1900 ("Mein Lebensgang", S. 366). Seine vorausgehenden, inneren Kämpfe betrafen das Thema des damals vertretenen Christentums als Jenseitslehre und im Gegensatz dazu der anzustrebenden Erfahrung innerer Seelenereignisse – quasi hier und jetzt. Steiner weist daher selbst auf scheinbare Widersprüche zwischen seinen Aussagen von vor 1886 und um 1902 (siehe GA 8; "Christentum als mystische Tatsache"). Zander aber deutet solche Entwicklung als einen Schritt vom Atheisten zum Christen, und dies auch noch infolge des Einflusses der Theosophie - um wiederum Steiners Abhängigkeit von ihr zu untermauern. Zander kann sich nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, welche die Gedanken anderer Menschen buchstäblich wahrnehmen (wahr-nehmen!) und diese Menschen dennoch frei lassen und nicht gleich die härtesten Konsequenzen bezüglich der Beziehung zu diesen Menschen ziehen, sondern geduldig abwarten. Selbstverständlich musste Steiner auch die neue theosophische Literatur studieren; deshalb entstand bei ihm aber keine Abhängigkeit von ihr. Er schrieb in GA 28, Seite 394: "Niemand blieb im Unklaren darüber, dass ich in der Theosophischen Gesellschaft nur die Ergebnisse meines eigenen forschenden Schauens vorbringen werde." (siehe auch 16. Thema) Veränderungen der persönlichen Beziehungen sind damals primär durch unterschiedliche, essentielle Erkenntnismöglichkeiten entstanden, welche auf Diskussionsebene nicht zu heilen waren. Wer dies anders einschätzt, bzw. Steiners Darstellung nicht akzeptiert, ihr nicht traut, kann schließlich die spätere Abwendung Steiners von der Theosophischen Gesellschaft als problematische Handhabung der "Verhältnisse zu anderen Persönlichkeiten" einfach abtun. Jedoch ist dies angesichts des Gewichts der damaligen, divergierenden Erkenntnisinhalte reichlich abwegig bzw. allzu vordergründig. Bz – Jan 08
[1] Mr. Leadbeater wurde in GA 28 nur einmal erwähnt.
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19. Thema: Angebliche Häufigkeit der Erwähnung der Theosophischen Gesellschaft (und der Frau Anni Besant) bei Steiner In der Fußnote auf Seite 163 erwähnt Zander die Biographie Steiners (Mein Lebensgang) und meint, Steiner habe darin a) die Theosophische Gesellschaft nur wenige Male genannt, er sei nur kurz auf sie zu sprechen gekommen. Und b) habe er Anne Besant (in Ga 254) nur einmal genannt. Im übrigen zitiert Zander c) Steiner, nach dessen Aussage die Theosophische Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts "die einzige ernstzunehmende Institution in der reales Geistesleben vorhanden war", (GA 28, 309) und fügt hinzu: "Dies mag allerdings auch ein Argument gewesen sein, um den eigenen Beitritt zu begründen." Gedanken dazu: Zander vertritt ja insgesamt in seinem Werk die Tendenz zu behaupten, Steiner sei in weitgehende Abhängigkeit von der Theosophie geraten und habe daher deren Inhalte nur deshalb als seine "Anthroposophie" vertreten, um seine eigene Leistung damit zu unterstreichen. Insofern scheinen solche Mitteilungen wie zu a) und b) der Untermauerung des Verdachts dienen zu sollen, Steiner könne mit solch spärlichen Erwähnungen von seiner Abhängigkeit von der Theosophischen Gesellschaft abgelenkt haben wollen. Zu a): Tatsache ist: Die Theosophische Gesellschaft wird im Stichwortverzeichnis des Buchs "Mein Lebensgang" sogar auf 28 Seiten aufgeführt. Keineswegs wird dabei das Wesentliche dabei ausgelassen. Vor allem legt Steiner zur Genüge seine innere Unabhängigkeit von der Theosophie begründet dar. Dies geschieht mit aller Deutlichkeit z.B. auf den Seiten 393 bis etwa 433 des Buchs "Mein Lebensgang" (GA 28). Zu b): Anni Besant wird im "Lebensgang" GA 28; (1923 – 1925) 9-mal erwähnt, in Ga 254 (1915) einmal. Steiner wird wohl gewusst haben, ob eine häufigere Erwähnung angemessener war oder nicht.[1] Wenn ein Außenstehender wie Helmut Zander nach 95 Jahren sich erlaubt, darüber zu urteilen, ob Steiner seine "frühere Verehrung" (Frau Besant) durch deren reduzierte Erwähnung "verdrängen" wollte, so ist das gewiss kein ernstzunehmender, historischer Beitrag. Vielmehr handelt es sich dabei nur um einen missglückten Versuch, mit kleinen Nadelstichen so etwas wie eine Brüchigkeit der menschlichen Bezüge Steiners vorzugaukeln. Zu c): Oft und oft hat Steiner darauf hingewiesen, dass es ein esoterisches Gesetz sei, wonach ein Geistesforscher, wenn er antritt, in der Öffentlichkeit zu wirken, dort anschließen müsse, wo er die ernsthafteste und am meisten vorangekommene Geistesbewegung antreffe. Das ist der wahre Grund für die Entscheidung, seine öffentliche esoterische Arbeit innerhalb der Theosophischen Gesellschaft zu beginnen. Bz – Jan 08
[1] Im Vergleich dazu wird im gleichen Vortrag vom 11. Oktober 1915 (GA 254) Frau H. P. Blavatzky 25–mal genannt
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18. Thema: Steiners Veränderungen und Korrekturen an seinen Texten Zander beanstandet auf Seite 66: "Steiners Veränderungen an Texten, die alle Themenbereiche betreffen, bleiben unkenntlich, da in der Gesamtausgabe Drucke letzter Hand vorgelegt werden". Wichtige Werke habe Steiner allerdings bis zu seinem Tod immer wieder überarbeitet. Das ganze Ausmaß seiner Überarbeitungen sei augenblicklich unübersehbar. "Für die Auditoren der Gesamtausgabe bildet(e) Steiner selbst dabei das größte Problem, weil er inhaltliche Veränderungen seiner Positionen ausdrücklich bestritt." Er, Zander glaubt nachweisen zu können, dass Steiner seine Werke nicht nur ergänzt und nicht im Wesentlichen unverändert gelassen habe, sondern – und das habe Steiner "unterschlagen" – seine Texte im Laufe der Zeit auch sinnverändert habe. Gedanken dazu: Steiner war sich selbstverständlich klar darüber, das er Prioritäten setzen musste, wobei immer einerseits das im Moment Wichtigste und anderseits das generell für alle Zeiten Wichtigste gegeneinander abzuwägen waren. Im Übrigen sieht manches, gerade, was Urteile und Bewertungen betrifft, aus der zeitlichen Entfernung heraus betrachtet, mitunter anders aus als im ersten Moment der Sachbegegnung. – Darf das bei Geistesforschern nicht so sein? Wer will im Nachhinein darüber richten und urteilen? Etwa jemand, der zu esoterischen Inhalten offenbar wenig innerlichen Bezug zeigt und dennoch 1880 Seiten über deren Rahmen schrieb? Steiner hat oftmals darauf hingewiesen, dass sich treffende Aussagen über einen Gegenstand erst durch dessen Betrachtung von verschiedenen Seiten her der Wirklichkeit näherten. Es komme also auf die "Gesichtspunkte" an, unter denen man eine Sache betrachtet. Da bei der Fülle des von Steiner zu Leistenden nicht immer gleich alle Gesichtspunkte herangezogen werden konnten ("Die Welt würde die Bücher nicht fassen"), musste er auswählen und gewiss im Laufe der Zeit auch austauschen, ergänzen. Ein solches Vorgehen erscheint dann – vor allem für die Menschen, welche mit der Sache nicht so vertraut sind - leicht als Sinnveränderung. Hier hat sich Herr Zander einfach nur geirrt. Sodann: Es ist imgrunde zweitrangig, wie oft und wann Steiner seine Werke verbesserte. Denn um Verbesserungen (Verständlichkeit, Eindeutigkeit) ging es doch! Angesichts dieser unermesslichen Lebensleitung Steiners wirkt es geradezu unsinnig, Idealmaßstäbe an alles Hinterlassene anlegen zu wollen. Tiefe und Gewicht der esoterischen Aussagen sind doch das Entscheidende! Davon ist bei Zander leider nie die Rede. Seine Wissenschaft vermag gerade dies Entscheidende nicht, und schon gar nicht in der Gesamtheit, zu fassen. Bz Jan 08
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17. Thema: Zanders Behauptung, Anni Besant sei die "hoch verehrte Lehrerin Steiners" innerhalb der theosophischen Gesellschaft gewesen. Auf den Seiten 163ff – namentlich in einer langen Fußnote - stellt Zander dar, wie er die Zusammenarbeit zwischen der theosophischen Gesellschaft und Steiner sieht. Dabei schildert er vorwiegend Konflikte, "eigene Interessen", "Machtbalancen", "Entmachtung" usw.. Die eigentliche Arbeit, welche natürlich immer die Hauptrolle gespielt haben wird, und ihre esoterischen Inhalte werden von Zander ja nur im Umriss erwähnt. Auf Seite 164, wo von den Gründen der Trennung der beiden Gesellschaften zu sprechen ist, formuliert er so: "Bei Steiner dürfte eine weitere Konfliktlinie eine wichtige Rolle gespielt haben: Die Bewältigung von der Trennung von der einst hoch verehrten Lehrerin und wohl auch die Einschränkung seiner männlichen Rolle durch eine dominante Frau, aber die Aspekte liegen außerhalb der Organisations- und Weltanschauungsgeschichte, auf die sich dieses Kapitel konzentriert." Gedanken dazu: Hier soll dargestellt werden, wie Steiner ein keineswegs herausragender Mensch war, der sich erst führen, dann täuschen ließ. In "Mein Lebensgang" zeigt Steiner von Seite 393 an, wie er sich vorsichtig der Gesellschaft nähert, während er von vorn herein seine Anschauungen von sich aus vorträgt, wie er nur selbst Erforschtes weiter gibt und niemanden darüber im Unklaren lässt (S. 394). Oft habe er vom ersten Tage an z.B. das Wort "Anthroposophie" als erklärenden Zusatz benutzt. Steiner schrieb (Seite 395): "ich blieb ein Mensch, der aussprach, was er glaubte aussprechen zu können, ganz nach dem, was er selbst als Geistwelt erlebte." Steiners Einweihungsjahre sind zwischen 1997 und 1900 gewesen. Er bedurfte danach keines esoterischen Lehrers mehr. Der Abschluss des 26. Kapitels seines Buchs "Mein Lebensgang" spricht deutlich davon, warum es dabei ging. Zander möchte das offensichtlich anders sehen: Vielmehr scheint es, als ob Zander jede Gelegenheit nutzen möchte, nachzuweisen, dass da eine innere und geistige Abhängigkeit Steiners von der Theosophie bestand und lange nachher nachgewirkt hat, so dass er sie nur mit Mühe aufzulösen imstande gewesen wäre. Solche Unterstellungen - oder Entstellungen – stehen in so deutlichem Widerspruch zu den Aussagen Steiner selbst. Gegenüber einem Eingeweihten dürfte nichts anderes zählen als die Wahrhaftigkeit und Charakterstärke eines Menschen. Die Erwähnung der "Einschränkung seiner männlichen Rolle durch eine dominante Frau", wirkt in diesem Zusammenhang lächerlich. Sie wird ja auch von Zander selbst rasch in ihre Schranken verwiesen. Dennoch muss er es erst so formulieren. Es soll etwas in dieser abwertenden Richtung beim Leser hängen bleiben. Zander hätte eher und besser formulieren können: "Steiner räumte ihr bis zuletzt die Chance ein, einzulenken, ihre Dogmatik aufzulösen und zu kooperieren. – Aber dies war vergeblich." Bz – Jan 08
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16. Thema: Zanders wiederholte Behauptung, Anthroposophie stamme aus der Quelle der Theosophie oder aus der Akasha-Chronik. Es finden sich bei Zander überall zwei mehr oder weniger verhüllte Aussagen, die über sein Werk – vielleicht zählt sie ja jemand einmal - ausgebreitet sind: A) Er meint, dass alle "sog. Erkenntnisse" Steiners (das wäre in Zander Jargon so formuliert,) in Wirklichkeit schon in der Theosophie enthalten wären, die er nur studiert und dann aus Gründen der Macht und des eigenen Einflusses als "Anthroposophie" verkauft habe. B) Es fänden sich ebenso viele Aussagen, dass diese Steinerschen Erkenntnisse - angeblich – aus der geheimen Schrift, der Akasha-Chronik stammten, In Interviews hat Zander seine Auffassung dazu deutlich werden lassen. Gedanken dazu: Zu A): - Zunächst war es nicht Aufgabe Steiners, allem zu widersprechen, was nicht seiner Erkenntnis entsprach. Deshalb mag manches zwischen Theosophie und Anthroposophie sich Widersprechendes unauffällig geblieben sein. Steiner hat in Kernpunkten einigen in der Theosophie verbreiteten Aussagen widersprochen und darin Grund genug gesehen, sich von der Theosophischen Gesellschaft zu lösen. Man braucht nur den "Lebensgang" Rudolf Steiners, und zwar das Kapitel XXX (Seite 393 ff) zu lesen. Da berichtet Steiner, wie er in diese Gesellschaft eingeladen wurde, in ihr zu wirken, obwohl er schon vorher mit seiner "Anschauung in vollem Gegensatz zur damaligen Dogmatik" stand. Steiner berichtet: Niemand blieb im Unklaren darüber, dass ich in der Theosophischen Gesellschaft nur die Ergebnisse meines eigenen forschenden Schauens vorbringen werde. Denn ich sprach es bei jeder in Betracht kommenden Gelegenheit aus". – Und weiter: "..ich hatte nur die Ergebnisse meiner Geistesschau gegeben, und in der Theosophischen Gesellschaft wurden diese angenommen. … ich verschrieb mich keiner Sektendogmatik". Die oben zitierte häufige Behauptung Zanders steht in krassem Widerspruch zu dieser Steinerschen Aussage. Warum wollte hier der Historiker Zander den Geisteswissenschafter Rudolf Steiner im Nachhinein Lügen strafen? – Gerade im Zusammenhang mit Zanders Aussagen in Interviews wird seine Haltung besonders deutlich: Er möchte Steiner von der Anthroposophie trennen und ihn nachträglich zum theosophischen Dogmatiker machen. Das, so meint er vermutlich, könne ihm gelingen, wenn er indirekt immer wieder (d.h. fast auf jeder Seite) behauptet, Steiner sei abhängig von der Theosophie gewesen. Da Steiner vor aller Welt und im Vorwege das Gegenteil zu schildern hatte, nämlich wie es wirklich war – und Steiner hat es ja selbst erlebt -, so hat Zander Unrecht, nicht Steiner. Warum nicht Steiner? Wenn er die Unwahrheit hätte formulieren mögen, wäre er ein Lügner gewesen. Dann aber wäre Steiner niemals ein Eingeweihter geworden. – Dies ist zwar z.B. für Anthroposophen klar und einleuchtend, nicht aber für Menschen, die das Prinzip der Einweihung weder kennen lernen möchten, noch von vorn herein anerkennen können. Zander bezweifelt vielleicht überhaupt die Tatsache, dass es Eingeweihte zu allen Zeiten gegeben hat und geben wird. Daher ist dies ein Punkt, an dem Zander nicht mitdenken mag, weil seine Wissenschaft ohne den Erkenntnisweg der Anthroposophie auskommt, solange letztere nicht selbst Gegenstand dieser Zanderschen Betrachtung wird. Ob er nun Neues aufnehmen will oder nicht, um die wenigen Wahrheiten kommt Zander nicht herum: Steiner war offenbar ein Eingeweihter. Und er war kein Lügner. Denn – um bei diesem schmalen, aber grundlegenden diesbezüglichen Begründungsareal zu bleiben – nur eine der wichtigsten Voraussetzungen der Einweihung – und diese gehört bereits der ersten Vorstufe zur übersinnlichen Erkenntnisfähigkeit an, der sog. Vorbereitung und den späteren, höheren Stufen ohnehin [1] – ist die absolute und zur Gewohnheit gewordene Wahrhaftigkeit. Steiner wusste durchaus, wie die Wirkung der Lügen einzuschätzen ist. Man studiere den Vortrag Steiners vom 17. 12. 1912, Seite 214. Dort heißt es: "Wer in Liebe aufgeht innerhalb der Tatsachen, der kennt keine Lüge. Die Lüge entstammt dem Egoismus, ausnahmslos." Wer auch immer von Steiners nahen Zeitzeugen je über ihn geschrieben hat, Unwahrhaftigkeit als Charakterelement wird man bei Steiner weder entdecken noch ernsthaft bezeugen können. Zander muss sich selber fragen, ob er "in Liebe aufgeht innerhalb der Tatsachen". Und zu den Tatsachen gehört nun auch das gesamte Werk – und der Charakter - Steiners. Die Dinge auch auf diesem Feld richtig zu beschreiben, stünde einem Wissenschafter gut an. Die Chance wurde hier versäumt. Zu B) – Zur Akasha-Chronik: Zander glaubt nicht an solche Möglichkeiten der übersinnlichen Erkenntnis. Meint er, wenn er es nicht glauben kann, könne es ja solche Möglichkeit gar nicht geben? Denkt er, er sei im Sinne seiner Wissenschaft dazu verpflichtet, solche Mitteilungen deshalb a priori abzulehnen? Er tut es in geschliffenen Zweifeln; dabei ist solche bewusste, willentliche und abwägungslose Haltung nicht ohne wissenschaftliche Anmaßung denkbar. Bz – Dez 07
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15. Thema: Wie Zander die Einbeziehung der Karma-Erkenntnis bei Steiner auf das Erziehungskonzept der Waldorfpädagogik versteht Zander formuliert auf S. 1408: "Die Frage, wie ein pädagogisches Handeln dem selbstbestimmten Karma gegensteuern darf, ist damit aufgeworfen, aber nicht beantwortet." Und weiter unten sagt er entsprechend: "Schließlich sollte die Waldorfschule keine Weltanschauungsschule sein, aber die Reinkarnationslehre war ein manifest weltanschauliches Element. Vielleicht liegt in dieser Problemmasse ein Grund für Steiners Zurückhaltung gegenüber einer allzu offenen Artikulation des Zusammenhangs zwischen Waldorfpädagogik und Wiederverkörperung." Gedanken dazu: Zunächst einmal ist Karma eine Lebens-Veranlagung, auf deren Grundlage jeder zu arbeiten hat. Sonst wäre das Leben eine reine Zufallsangelegenheit. Ohne auf das Reinkarnationsprinzip hier genauer einzugehen, gilt doch folgendes: Grundsätzlich darf und sollte jeder, der es kann, anderen Menschen beim Austragen seines Karmas helfen. Dabei kann nicht die Annahme der "Eigenverschuldung" am Karma etwa rechtfertigen, dass man nicht zu helfen wagt, z.B., um nicht "ins Karma einzugreifen". Sondern dieses Hilfegebot dient der Karmaerleichterung. Jede gute Erziehungstätigkeit liegt auf dieser Ebene, gleich, ob dies im Wissen um Karma geschieht oder ohne dieses. Insofern ist die Frage nach der Erlaubnis "gegenzusteuern", von Steiner in seinen zahlreichen Karmavorträgen vielfältig und klar beantwortet. Sodann klingt die Darstellung bei Zander so, als ob er eine beobachtete Heimlichkeit unterstelle. Die Bezeichnung "… liegt in dieser Problemmasse ein Grund für Steiners Zurückhaltung gegenüber einer allzu offenen Artikulation" ist genau genommen nicht korrekt. Abgesehen davon, dass es sich dabei nicht um eine "Masse" handelt, gilt folgendes: Wenn man von Wiederholten Erdenleben und dem Karma spricht, dann genügt eine Andeutung in drei Sätzen und das Wesentliche ist bereits darüber ausgesprochen. Man schweigt über dieses Thema – oder man spricht davon. Ein diesbezüglicher Mittelweg ist ausgeschlossen. Eine Detailfrage ist dann, wie ausführlich man zum Verständnis anwesender Hörer auf die Sache wird eingehen müssen. Da ja die Schule für alle jungen Menschen bereit sein sollte und sein will, ist die jeweils angemessene Behandlung, d.h. eher geringe Ausführlichkeit dieses Themas eine Selbstverständlichkeit. Immerhin ist das Prinzip der Reinkarnation der Menschen ein altes, verbreitetes und nur erst seit wenigen Jahrhunderten verschüttetes Wissensgut, das weitgehend auch ohne Einweihung - aus der bloßen Logik heraus – eingesehen werden kann.[1] Hinzu kommt, dass Steiner schon früh darauf hingewiesen und bewiesen hat, wie gut man damals schon in der Öffentlichkeit über die diesbezüglichen Erfahrungen hat sprechen können. Bz – Dez 07
[1] Maurice Henry, "Der wissenschaftliche Beweis unseres Weiterlebens nach dem Tode"; 1970
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14. Thema: Darstellung der Funktion des Schularztes an der Waldorfschule und Steiners Zehren von bereits vorhandenen Anschauungen. Zander formuliert auf S. 1401: "Eine interessante Eigenheit der Waldorfschule war die Aufnahme eines Arztes ins Lehrerkollegium. …Die Einbindung in die weltanschauliche Ausrichtung der Waldorfschule findet sich auch hier: Noch heute greifen anthroposophische Ärzte bei der Entscheidung gern auf die Zähne (..) um die Schulfähigkeit des Schülers festzustellen (und bei festsitzenden Milchzähnen auch intellektuell schulfähigen Kindern die Aufnahme zu verweigern.)" und auf Seiten 1403 – 1405 schildert oder zitiert Zander Näheres dazu (siehe unten): Gedanke dazu: Dieses beinahe unauffällige "noch heute" soll anscheinend darauf hinweisen, dass die Methode des Ermittelns der individuellen Schulfähigkeit hätte längst aufgegeben und beseitigt werden müssen. Später (Seite 1404) versucht Zander den Siebener Rhythmus, dem er wie vielem "eindeutig theosophische Herkunft" bescheinigt, als für manche Erdzonen unbrauchbar hinzustellen. Gleichzeitig zitiert er jedoch den Griechen Solon (6. Jahrhundert v. Christus), welcher ebenfalls die grundsätzliche Rhythmisierung des Lebenslaufs beobachtet hatte. – Was nun: Theosophischer oder griechischer Herkunft? (Im Übrigen wird auch hier mit der im ganzen Zanderschen Werk gepflegte Behauptung, alles, was Steiner geschrieben, gesprochen und bewerkstelligt habe, sei theosophischen Ursprungs. Den entsprechenden Nachweis kann Zander nicht beibringen. Würde er es versuchen, so käme heraus, dass Steiner Dinge - zunächst sogar bis auf die Begriffe – aufgegriffen, dann aber zumeist vertieft und verknüpft hat, sodass der Fortschritt unverkennbar sein dürfte. Zander könnte etwa, wenn derartige Vereinfachungen zulässig wären, dann auch sagen: "Christus hat alles von Buddha übernommen." - und dabei stehen bleiben. Denn es ist ja nach Begründung des Christentums wirklich vom Buddhismus nichts verloren gegangen.) Zurück zu den Einschulungskriterien: Gerade, weil zwar allgemeingültige, aber doch nur annäherungsweise zu nutzende Kriterien im Einzelfall nicht schlüssig sein müssen, hat sich mit Erfolg die individuelle Methode der Diagnose heraus gebildet. Die Erkenntnis, dass der Ätherleib mit dem Beginn des Entstehens des zweiten Zahnsystems, erkennbar durch das Abstoßen der ersten oder Milchzähne, frei geworden ist für Gedankenarbeit, für Intellektuelles, bietet eine Möglichkeit, den individuellen Stand eines in der Voruntersuchung betrachteten Kindes genauer zu erfassen – frei von starrer Anwendung grober Lebensrhythmen. (Nebenbei, wenn Zander schreibt: "um die Schulfähigkeit des Schülers festzustellen", so irrt er. Solche Untersuchungen sind nur vor der Beschulung sinnvoll, nicht erst, wenn ein bereits "Schüler" gewordenes Kind nachträglich als "eigentlich nicht schulreif" bezeichnet werden muss.) Zander schreibt (Seite 1415), indem er das damalige Lexikon der Pädagogik mit "gleichzeitiger Relativierung als Annäherung" anführt: "Dass Steiner irgendwo aus diesem großen Fundus der Jahrhundertwende alimentiert hat, scheint mir nahezu sicher, wenngleich ein konkreter Nachweise aussteht." Bei einer solchen nachträglichen Prüfung würde Herr Zander bemerken, dass gewiss vieles von dem übernommen werden konnte, was brauchbar war. Und Steiner soll ein immenses Lesequantum absolviert haben, da er mit hellseherischer Sicherheit nicht nur die Bücher, sondern auch gerade diejenigen Buchstellen fand, die bedeutsam und charakteristisch sind. Dort, wo eine nähere Durchleuchtung des Themas fällig war, wurde diese hinterher geliefert. Was belanglos oder für eine gesunde Weiterentwicklung nicht geeignet war, ließ Steiner offenbar liegen, sonst hätte eine Waldorfpädagogik gar nicht derartig menschenkundlich untermauert und entwickelt werden können. Wer Steiners Arbeitsweise gewissenhaft schildern will, kann an seiner offenbar enormen Arbeitsökonomie nicht vorbeigehen. Bz – Dez 07
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13. Thema: Kritik an der "Versteinerung" der Waldorfpädagogik gegenüber der Staatsschule. Zander meint auf S. 1390: "Waldorflehrer waren weder an der kritischen Aufarbeitung der Reformpolitik noch der eigenen Tradition bislang in großem Maße beteiligt. Kaum sonst hat sich ein Schulkonzept aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts so wenig verändert, und das heißt auch: unreformiert, und in einem so versteinerten Affront gegenüber dem staatlichen Schulsystem erhalten." Gedanken dazu: Zander weiß natürlich von der Mühe des laufenden – vorsichtigen und Kompromisse schließen müssenden – Anpassungsprozesses, der begründet ist in ständig sich wandelnden Anforderungen im staatlichen Lehrplan und im Blick auf anzustrebende Anschlussmöglichkeiten der Schüler bei Standortwechsel und Berücksichtigung der Berufsvoraussetzungen usw.. Dies spielt sich gewiss zumeist innerhalb der Schule ab, obendrein um Teil unterschiedlich in den Bundesländern und Staaten, soweit das am jungen Menschen sich orientierende Grundkonzept dabei unberührt bleibt. Hier wird in den Schulen das obendrein geleistet, was für die staatlichen Schulen von Politikern und Schulverwaltungen betrieben wird. Es handelt sich bei der Prüfung solcher äußeren Veränderungen um eine Mehrleistung der Waldorfschulen. Sie kann selbstverständlich nicht von Junglehrern betrieben werden. Hier wird das Gefälle der Erfahrungen eine Rolle sielen müssen – wie übrigens in jeder Verwaltung auch. Wenn Zander sich auf den Seiten 1399 und 1340 sich mokiert über die Strukturierung des Lehrerkollegiums ("Engeres Kollegium" und Erweitertes Kollegium", in welches "alle anderen" Lehrer "abgeschoben werden"), so hat er nicht den Vergleich privater und staatlicher Schulverwaltungen im Auge. Gedanken dazu: Verglichen mit der gesamten staatlichen Schulverwaltung, wo bei z.T. räumlicher Trennung und höchst unterschiedlicher Graduierung der Beamten in oft dreistufiger Verwaltung "über" den Schulen Richtlinien und Lehrpläne ausgearbeitet werden, eine viel stärkere Unterschiedlichkeit der Befugnisse üblich und oft undurchschaubar wird, ist die Durchsichtigkeit der freien Schule, die alles selber besorgt, unvergleichlich größer. Und wenn Zander das engere Kollegium gar als das "arkane Organ" bezeichnet, so ist dies natürlich eine irreführende Bemerkung. Als wenn nicht ständig Themen erörtert werden müssen, die nicht coram publicum, d.h. mit den Eltern ausgetragen werden! Zu dem Ansinnen, die Waldorfschule müsse sich mehr und mehr an anderen Schulen orientieren, nur Folgendes: Wenn Steiner aus seiner Erkenntniskraft heraus die Konzeption der Waldorfschule geschaffen hat und sie noch zu Lebzeiten ständig verbesserte, so muss das nicht heißen, das auch später noch Wandlung und Verbesserung ständig und immer im gleichen Maße anhalten mussten. Es dürfte eher an der Zukunftsbezogenheit des Konzepts liegen, dass es erstens so lange hielt, zweitens sogar zu so unerwarteten Zuwächsen der Schulzahl im In- und Ausland führte und drittens vielfach im Staatsschulwesen (Finnland) Erziehungselemente - in großen Teilen - mit Erfolg übernommen werden konnten. Wenn vor allem der jugendliche Mensch, seine Bedürfnisse und Möglichkeiten den Maßstab für programmatische Entscheidungen geben soll, so konnte das Grundkonzept, nachdem es als erfolgreich erkannt worden war, nicht noch dauernd verändert werden, wie Zander unausgesprochen zu erwarten scheint. Was die Beteiligung der Waldorfschulen an der allgemeinen Reformpolitik angeht, muss man leider umgekehrt bedauern, dass politische Kräfte an den Waldorfschulen häufig vorbeigehen und dass Letztere beispielsweise gar nicht eingeladen wurden, sich bei der ersten PISA-Studie zu beteiligen. Eine Schulbewegung, die im Übrigen von der z.T. üppig aufgeblähten staatlichen Schulverwaltung weitgehend unabhängig ist, muss sich nicht auffallend oder gar laut mit den gängigen Schulformen und Schulinhalten der Staatsschule befassen, wie Herr Zander zu fordern scheint. Vorrangig hat diese Reformbewegung vielmehr sich selbst zu beobachten und zu bewerten. Denn die Waldorfschulen haben nicht nur eine eigene hohe Verantwortung, sondern auch eine übergeordnete: Als Modellschule, als freies Beispiel und Vorreiterschule auf allen Kontinenten hat sie neue Erfahrungen zu sammeln, auszuwerten und der gesamten Öffentlichkeit auszubreiten. Wenn man beobachtet, wie heute die Politik in die Pädagogik eingreift, oft ohne persönliche pädagogische Fähigkeiten und Kenntnisse der Entscheider, so wird einem klar, dass freie Schulen die Pflicht haben, aufgrund ihrer Erfahrung alle Optimierungsmöglichkeiten in Ruhe und mit Sorgfalt zu erarbeiten und zu praktizieren. Sie können es besser als schulferne Verwaltungen und politischen Kräfte, die viel zu abstrakt an solche Themen herangehen. Und dies ist ohne Elternhilfe nicht zu leisten. Die Eltern aber sind z.T. zeitlich und finanziell doppelt belastet. (Sie zahlen Steuern und Schulgeld.) Dass die Waldorfbewegung nicht jede rasch geborene Mode mitmacht und daher strenger ihre eigene Linie fährt, anstatt ständig hin- und her taumelnden staatlichen Zielschwankungen hinterher zu laufen, macht ihre Erfahrungen erst vermittlungsfähig und sie selbst standhaft. Von "Versteinerung" aber – auch wenn dies wegen des so liebenswürdigen Wortspiels so genannt worden sein könnte – kann gar nicht die Rede sein. Bz – Dez 07
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12. Thema: Auswertung der Sekundärliteratur für Waldorf-Pädagogik durch Zander Zander teilt auf S. 1360 mit, dass die Sekundärliteratur für Waldorf-Pädagogik umfangreich sei. Er meint aber: "Ein Auswertung erübrigt sich vielfach insoweit, als sich die meisten Veröffentlichungen kaum mit historischen Fragen befassen. Auf die Einarbeitung der nichtwissenschaftlichen Fragen habe ich weitgehend verzichtet." Nun kann man nicht verlangen, dass Zander noch länger an seinem Werk hätte arbeiten sollen. Aber es darf folgendes bemerkt werden: Wenn man z.B. mehrere Abhandlungen untersucht, die sich mit jeweils gegenwärtigen Erscheinungen befassen, ohne im Einzelfall mit historischen Fragen zu tun zu haben, so hat man am Ende doch eine historische Faktenreihe und sieht die Entwicklung – oder auch das Konstante in der Übersicht. Das wäre Historiographie. Insofern ist der Ausschluss solcher Einzelabhandlungen durch Zander zu bedauern; wäre es doch gerade die Aufgabe des Historikers, darauf einzugehen. Auch der Verzicht auf "nichtwissenschaftliche" Sekundärliteratur stimmt bedenklich. Denn: Was nennt ein Historiker "nichtwissenschaftlich"? Steiner hat häufig von Erziehungskunst gesprochen. Kunst ist keine Wissenschaft, enthält sie aber. Solange Zander nur physisch beweisbare Fakten vorfindet, mag für ihn der Charakter der Wissenschaftlichkeit schon erfüllt sein. Sobald aber vom Einfluss des Geistigen auf das Physische gesprochen wird, ist für ihn das Problem (um nicht zu sagen: die "Chance") gegeben, "Unwissenschaftlichkeit" zu vermuten. Damit schließt er Geschehnisse und Ereignisse – als wissenschaftlich nicht erfassbar - aus, die im Bereich z.B. der Erziehung ganz wesentlich sein können. Andererseits sind ja eines Jeden Gedanken, also auch diejenigen des Autors, übersinnliche Fakten. Muss Zander solche Gedanken deshalb aus seiner Wissenschaft verbannen? - Eine Trennung zwischen wissenschaftlich und nichtwissenschaftlich ist doch in Wirklichkeit nicht ohne eine philosophische, erkenntnis-theoretische Auseinandersetzung zu leisten! Wer diese flieht, muss sich gefallen lassen, als flüchtig zu gelten. Bz - Nov 07
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11. Thema: Die Zandersche Einschätzung des bei Steiner entwickelten Verständnisses der Fragen anderer Menschen Zander äußert sich mit doppelt betonter Bestimmtheit über das fehlende Vermögen Steiners, andere Menschen zu verstehen, und dies ausgerechnet in zentralen Fragen der Theologie. Er schreibt im Zusammenhang mit den Diskussionen im Kreise der jüngeren Pfarrer, Theologen und Priestern auf Seite 1623: "Offenkundig verstand er (Steiner) jedenfalls die Fragen, die eine neue Generation von Interessenten stellte, die zugleich großenteils Theologen waren, nicht." Eine wissenschaftliche Darstellung würde die Hinweise auf die Geistorgane nicht auslassen dürfen, welche Steiner zweifellos zur Verfügung standen und die ausführlich im Buche "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten" (GA 10; Kap. "Über einige Wirkungen der Einweihung" Abs. 5) dargelegt sind: "Das geistige Sinnesorgan, welches sich in der Nähe des Kehlkopfes befindet, macht es möglich, hellseherisch die Gedankenart eines anderen Seelenwesens zu durchschauen, es gestattet auch einen tieferen Einblick in die wahren Gesetze der Naturerscheinungen." Selbstverständlich hat Steiner auch die hier aufgetretenen Fragen verstanden, da diese Fähigkeit zu den Wirkungen der Einweihung gehört. Das schließt ja nicht aus, dass bei aller pädagogischen Befähigung vertiefende Nachfragen häufig unentbehrlich wurden, um den Hintergrund der Fragen und den dominierenden Gesichtspunkt irgendeines Fragestellers (besonders für diesen selbst) erst einmal herausarbeiten zu lassen. Eine Historiographie, welche Voraussetzungen und Wirkungen der Erkenntnismöglichkeiten eines Eingeweihten gänzlich ausschließt, muss hinnehmen, dass sie nur einen Bruchteil der Fakten erfassen kann. Sie darf aber nicht einfach darüber hinweggehen; denn das wäre wieder unwissenschaftlich und zugleich auf eine subtile Weise anmaßend. Sodann sind gerade generelle Fragen der Jugend, die Steiner besonders am Herzen lagen, keineswegs ein Bereich, dem gegenüber er verständnis–schwach oder gar verständnislos dastand. Z.B. beschrieb er – vor den Diskussionen zur Gründung der Christengemeinschaft – die Fragen und das Suchen der Jugend (siehe Zyklus "Die Wirklichkeit der höheren Welten", im Vortrag am 2. Dezember 1921, Abs. 2ff ) indem er hinwies auf die von der Jugend in ihr neues Leben mitgebrachten Impulse, Wünsche und Ziele, auf die man einzugehen habe, anstatt ihnen im ersten Alter schon Althergebrachtes überzustülpen. Je mehr man weiß über das grundlegende Interesse Steiners an der Jugend - und der jüngeren Generation überhaupt, desto klarer wird, dass die Zanderschen Aussagen an der Wirklichkeit vorübergehen. Bz - Nov 07
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10. Thema: Zanders Bekenntnis von seinem begrenzten Verständnis der Anthroposophie gegenüber Zander schreibt im Nachwort (S. 1718): "Wäre er (Robin Schmidt) mir mit seinem profunden historischen Wissen und seiner undogmatischen Offenheit doch früher begegnet! Meine Deutung der Anthroposophie wäre dann in mancher Hinsicht verständnisvoller ausgefallen." Gedanken dazu: Das ist ein schwerwiegendes Bekenntnis. Hier wäre es interessant gewesen, zu erfahren, nach wie viel Jahren seines Beginns, das Buch "Anthroposophie in Deutschland" zu schreiben, die Begegnungen mit Herrn Schmidt stattgefunden haben. Hätte es sich gelohnt, um des Verständnisses und der Wahrheit willen, mit dem Abschluss des Buchs - zu warten, weitere Gespräche zu erbitten und eine Revision des anfänglich Geschriebenen zu unternehmen? Durfte Herr Zander auch mit vermindertem Verständnis – darum wissend – überhaupt weiter schreiben? Es ist doch einleuchtend, zu verlangen, dass jemand, der die Historie einer Geistesbewegung schildern möchte, deren Zielsetzungen und mühsamen Wege dazu erst gründlich kennen lernen muss, ehe er Äußerliches darüber schreibt, ohne auf den Kern blicken zu können. Dieser Kern ist im 1. Leitsatz (GA 26) bereits klar umrissen: "Die Anthroposophische Gesellschaft soll eine Vereinigung von Menschen sein, die das seelische Leben im einzelnen Menschen und in der menschlichen Gesellschaft auf der Grundlage einer wahren Erkenntnis der geistigen Welt pflegen wollen." Und weiter im 3. Leitsatz: Die "Aneignung (der Anthroposophie) als Lebensgrundlage ist nicht an einen wissenschaftlichen Bildungsgrad gebunden, sondern nur an das unbefangene Menschenwesen. Ihre Forschung und die sachgemäße Beurteilung ihrer Forschungsergebnisse unterliegt aber der geisteswissenschaftlichen Schulung, die stufenweise zu erlangen ist." (Unterstreichung von H.H.B.) Es gibt außerdem viele dazu gehörige Seelen, die ihre eigenen persönlichen Nuancen dazu tragen. Daher ist eine nur äußerliche Betrachtung schon nicht leicht zu bewerkstelligen. Bei Zander kommt beides zusammen: Unverständnis der Ziele der Anthroposophischen Gesellschaft, Missachtung der wirklichen Quellen der Erkenntnis und vor allem der Wege dazu, die eine charakterliche Qualifizierung bedeuten. Seine Diktion wirkt daher leider vielfach verfärbt und verfehlt. Es könnte so sein, wie Zander selbst vermutet, dass nämlich nach einem gründlichen Sich-Vertiefen in die Geistesschulung selbst ein weniger gefärbtes Gesamtbild entstanden wäre. So erscheint das Buch als groß angelegter, aber weitgehend blinder, ja weitgehend erfolgloser Versuch, die Sache der Anthroposophie "objektiv" zu betrachten. Steiner brauchte gelegentlich für die Kennzeichnung seiner Kritiker ein Gleichnis. Er skizzierte deren Vorgehen mit einem Vergleich: Als ob sie ein Gemälde, etwa Raffaels, - anstatt nach dessen Geistgehalt - danach beurteilen würden, welche Farbmischung der Meister verwendet habe, wie die Pinsel beschaffen gewesen seien und wie teuer das Bild damals gewesen sei. So läuft Zander am Kern der Anthroposophie als Weg und Ziel ständig, wenn auch häufig nur haarscharf, vorbei. Bz – Dez 07
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9. Thema: Zanders Kritik an der Darstellung Steiners, wie den Jugendlichen Moralempfinden beizubringen ist. Zander (auf Seiten 1415 ff) versucht, darzulegen, dass bei dem Bemühen, Moralität zu vermitteln, die Methode, nicht an den Verstand zu appellieren, sondern an Gefühl und Wille, ein Unmündigbleiben der Kinder bedeute. So bliebe das Kind ein "Objekt des Belehrens" und dabei zitiert er Prange, der dies als "Manipulation" bezeichnet. Auf Seite 1417 nennt Zander die Steinersche Pädagogik "partiell extrem autoritär" Bei solchen Schilderungen muss immer bedacht werden, dass sie, je nachdem sie in kritischem, zweifelndem oder bewunderndem Ton vorgetragen und zitiert werden, die Sache absurd oder vernünftig erscheinen kann. Zander macht hier von seiner Kunst Gebrauch, immer kurz vor der deutlichen Abwertung einzuhalten, aber dafür den Duft der Brandmarkung zu hinterlassen. Was aus der Sicht heute üblicher Schulstrategie weitab von Vernunft liegen mag, da man heute immer gleich Verhalten und Bedürfnisse der Erwachsenen in die Jugendlichen hineinpressen will - sie sollen ja z.B. möglichst früh schon ihre eigene Meinung haben usw -, muss man sich nur fragen: Wie machten es denn an staatlichen Schulen ausgebildete junge Lehrer heute, wenn die Klassen die damalige Größe hätten und eine gewisse Disziplin doch aufrecht zu erhalten ist, zumindest keine Amokläufe geschehen sollten? Wenn Zander auf Seite 1416 Steiner zitiert: In schwierigen Situationen müssten "die Kinder auf Befehl wieder schweigen", und: "Und wohin kämen wir denn, wenn die Schüler nicht die Ansicht der Lehrer hätten?", so tut er dies offensichtlich, im Glauben, am Ende resümierend formulieren zu dürfen, Steiners Pädagogik sei "geradezu eine Pädagogik vom Lehrer aus." Gleichzeitig aber berichtet Zander über die zahlreichen Hinweise auf das Wesen des Mikrokosmos hinter dem der Makrokosmos stünde und schildert (auf S. 1416) die Auffassung Steiners vom "priesterlichen Pädagogen", (da dieser die Arbeit der Hierarchien im Vorgeburtlichen hier fortzusetzen habe) und zitiert den Steinerschen Satz: "Individuelle Eigenheiten des Lehrers sollen ausgelöscht werden." Man muss eben diese beiden weit auseinander liegenden Sätze zusammen nehmen, um zu begreifen, um was es hier eigentlich geht: Das Lehrerideal ist die Personifizierung des selbstlosen Mittlers höherer Kräfte im Dienste des Individuums der heranwachsenden Schüler. Die dadurch entstehende natürliche Autorität des Lehrenden und Erziehenden ist ein Hauptmedium der Pädagogik, namentlich zwischen Zahnwechsel und Pubertät. Unsinnig ist, in dem Zusammenhang immer wieder darauf hinzuweisen, dass dieses Ideal sich aus der "initiatischen Praxis der Theosophie" ergäbe. Wenn es so wäre, hätte man einerseits schon vor 1912 Freie Schulen aus theosophischer Initiative heraus gründen können. Und andererseits ist dieses stetige Darauf-Dringen, anthroposophische Initiativen und Bräuche seien theosophischen Quellen entsprungen, so klug, wie die Feststellung, dass in heutigen Zeiten in deutschen Gaststätten und Heimen mittelalterliche aber immer noch präsente Essgewohnheiten herrschten, nämlich dies im Blick auf die Tatsache, dass z.B. Esslöffel auch schon vor mehr als 1000 Jahren im Gebrauch waren. Zander weiß gewiss so gut wie jeder andere, dass die Dinge sich entwickeln. Und das Neue an der Anthroposophie gegenüber der Theosophie ist vornehmlich die gebotene Möglichkeit, das Verständnis vom Christusereignis zu vertiefen und umfassender zu ergreifen. Zander, begriffe er dies, wäre als Historiker an der Charakterisierung des Anthroposophischen niemals ausgerutscht. Vielmehr könnte er sachlicher und ehrlicher berichtet haben, anstatt fortwährend - es muss leider so unsanft formuliert werden – zu fälschen. Bz – Dez 07
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8. Thema: Kritik an der Behauptung Zanders, die Waldorfschule wäre seit je ein hierarchisches, bzw. autoritäres System. Zander (auf Seiten 1399 – 1414 dargelegt,) versucht, zu verdeutlichen, Steiner habe zwar "eine Führungsstruktur ohne Direktor" gewünscht, nur die Wirklichkeit habe anders ausgesehen: "Der "Oberlehrer" Steiner verfügte über eine nicht in Frage gestellte Richtlinienkompetenz." (S. 1399) Zunächst einmal müssen zu Beginn einer solchen Schulorganisation immer Ziele und Ideale klar umrissen werden. Diese entstehen im freien Schulwesen z.B. so, dass dasjenige, was im Staatsschulwesen, in Ministerien, Behörden und Schulämtern usw. entschieden wird, weitgehend innerhalb der Schule, und wo nötig und möglich, mit den Eltern zusammen gefunden und fixiert werden muss. Dass es dabei eine sinnvolle Arbeitsteilung geben muss, dürfte unstrittig sein. Es gab und gibt immer Unterschiede im Spektrum der persönlichen Schul-Erfahrungen, der Begründungsstärke und der Einsicht in vielerlei bisher Verborgenes. Das aber ist dann keine Frage der "Machtbildung", wie Zander misstrauisch (S. 1399) annimmt, sondern, wie in der Demokratie auch, in der persönlichen Überzeugungskraft. Diese spielt überall, wo Menschen miteinander arbeiten, eine bedeutende Rolle. So auch, bei dem, was die Tätigkeiten der Lehrer und ihre Beziehung zu ihren Schülern angeht. Nun meint Zander: "Steiner legitimierte sie (die Lehrer) durch einen priesterlichen Habitus." (S. 1399) und ergänzt: "In diesem Anspruch auf eingeweihte Erkenntnis gründet die unangreifbare Autorität der Lehrer." (Statt "eingeweihte Erkenntnis" des Lehrers müsste es hier heißen: "Aufgrund der gebotenen Hinweise auf eine geisteswissenschaftlich untermauerter Menschenkunde begründet sich die Überzeugungskraft der Lehrer …") Und weiter: "Das Verhältnis von Lehrern und Schülern war in Steiners Konzeption durch ein dominantes Kennzeichen geprägt: Autorität." (S. 1414) Hier übersieht Zander ein in der Geisteswissenschaft Steiners begründetes - einschränkendes - Prinzip der Erziehung: Dass namentlich nur die Jahrgänge etwa zwischen Zahnwechsel und Pubertät vornehmlich der Autorität des Erziehenden bedürfen, während die späteren Jahrgänge so weit sein sollten, dass sie aus Vernunft handeln, "ihr eigenes Urteil auf die Welt anwenden" (Steiner) mögen. (Dies wird z.B. behandelt in GA 293, am 30. 08. 1919, 02. 09. 1919) Wenn Autorität besonders gefragt wird, ist dabei an jene zu denken, die von der Schülerschaft gern und von selbst akzeptiert wird, wenn im besten Falle eine entsprechend charakterliche Haltung, strenge Selbsterziehung und zugleich Milde das Auszeichnende solcher Lehrkräfte ist. Dies gehört zu den Idealen, an denen sich die Lehrer ausrichten mögen. – Die bloße "Autorität", vom Lehrer aus beansprucht, dagegen führt zu nichts Ersprießlichem. Vielleicht möchte Herr Zander selbst als "Autorität" in Sachen "Geschichte der Anthroposophie" gelten. Dann wird er alsbald die Problematik dieses (so oder so angewendeten) Begriffs verstehen können. Bz Dez 07
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7. Thema: Kritik an der Behauptung Zanders, die Waldorfpädagogik sei eine theosophische Reformpädagogik: Zander stellt (auf Seite 1395) mit scheinbar großer Bestimmtheit fest: "Die Waldorfpädagogik ist eine theosophische Reformpädagogik." Antwort dazu: Zander hatte vorher (S. 1389) betont, Steiner würde sich zu wenig um die anderen Reformbemühungen gekümmert haben und bei Gründung der ersten freien Schule auf die Initiative des Herrn Molt in Stuttgart habe Steiner - gewissermaßen ohne links und rechts zu schauen - "Hals über Kopf" die Organisation erdacht und den Lehrplan aufgestellt usw. Er habe damals an keine anderen reformerischen Schulkonzepte gedacht, "auch keine anderen theoretischen Konzept" ventiliert, "sondern auf das zurückgriffen, was ihm allernächsten lag, auf seine Erinnerungen an die eigene Schulzeit in Österreich." Damit wird deutlich gesagt, dass die Waldorfschule nicht theosophischer Art ist, denn das waren die Österreichischen Schulen ja nicht. Im Übrigen, sollten derartige Betonungen wohl plausibel machen, dass eine so rasche Tat wohl nur möglich gewesen ist, indem Steiner einfach auf ein altes vorhandenes Konzept zurückgriff. Das Österreichische Schulkonzept war aber ein staatliches und beruhte natürlich nicht auf der Menschenerkenntnis, d.h. auf der Erkenntnis der übersinnlichen Wesensglieder des heranwachsenden Menschen, wie erst durch die Anthroposophie hat ausgeformt werden können, und auf der Erkenntnis der einzelnen Entwicklungsphasen der jungen Menschen. Wenn Zander hinzufügt: "Die Staatsschule steckt mithin tief in der Waldorfschule", dann hat Zander erstens den Sinn der freien Schule – im Gegensatz zur staatlichen Schule - noch gar nicht begriffen. Das Konzept des dreigegliederten sozialen Organismus, bei dem das Geistesleben von Wirtschaft und Staat unabhängig sein sollte, wirkt dahinein. Nicht irgendein altes staatliches Schulkonzept. Allerdings mögen Steiners persönlichen, erfolgreichen pädagogischen Erfahrungen aus der Jugend- und Studentenzeit für manche Empfehlung an die Lehrer von besonderem Wert gewesen sein. Und wenn Zander zweitens die Theosophie als die eigentliche Quelle der Waldorfpädagogik benennt, bzw. sie sogar für das Wesentliche der Waldorfpädagogik hält, so steht die behauptete Beziehung der Waldorfschule zur Alt-österreichischen Schule, (auf welche als Allernächstes zugegriffen worden sein soll,) ebenfalls in einem leicht erkennbarem, krassen Widerspruch dazu. Man hat den Eindruck, Zander wolle auf jeden Fall die eigentliche Denkleistung und Schöpferkraft Steiners minimieren. Dazu sind solche Widersprüche kaum geeignet. Und schließlich: Wenn überall (also in der österreichischen Staatsschule und in der theosophischen Bewegung Verwertbares hätte gefunden, kombiniert und organisiert werden können, so wäre das - angesichts des heutigen allgemeinen Rufes der Waldorfschulen in aller Welt - auch dann noch ein bedeutender Impuls gewesen. Aber wiederum schildert Zander (auf Seite 1396) selbst, dass nichts Nennenswertes zur Pädagogik aus theosophischer Quelle aufgeführt werden kann: "Es gibt im Moment keine Indizien, das die theosophische Pädagogik vor dem ersten Weltkrieg inhaltlich auf Steiner oder die Projekte in seinem Umfeld gewirkt hätten." Damit ist schließlich die o.g. Behauptung Zanders von ihm selbst vollends widerlegt. Bz - Dez 07
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6.Thema: Beurteilung Steiners der Montessori-Pädagogik Zander meint auf S. 1389, - immer in dem Glauben, dass Steiner sich aus all den damaligen Reformbewegungen das für ihn richtige herausgefischt und verwertet habe (Steiner der Plagiator) und aber über diese Quellen nicht gesprochen habe. Er habe die "großen Namen der Reformpädagogik" (etwa Kerschensteiner, Montessori, Otto und Petersen) nicht genannt. Aber Steiner hat z.B. am 3. 1. 1922 in einer Fragestunde auf die Frage: "Wie stellt sich die Anthroposophie zu der Erziehung von Montessori; was für Folgen hat sie in der Zukunft?" Folgendes (und eher Grundsätzliches) gesagt: "Es ist mir nicht sehr sympathisch, über gewisse zeitgenössische Strömungen, die ja immer das Eigentümliche haben, dass sie mit einem gewissen Fanatismus betrieben werden, zu antworten…" und es sei nicht nötig. Weiterhin sagte Steiner: "Ich betrachte es nur als meine Aufgabe, dasjenige, was auf Grundlage der anthroposophischen Forschung gewonnen werden kann, zu vertreten vor der Welt, und ich betrachte es nicht als meine Aufgabe, andere Dinge von diesem Gesichtspunkt zu beleuchten. Ich möchte nur sagen, das allerdings alle diejenigen Bestrebungen, welche auf gewisse Verkünstellungen hinausgehen, - denn auch dasjenige, was eigentlich nicht im normalen Menschenleben liegt, wo man namentlich schon an das ganz junge Kind etwas heranbringt, was nicht in der Selbstverständlichkeit des Lebens liegt, sondern wo man ein künstliches System findet -, dass all das eigentlich nicht in der gesunden Entwicklung des Kindes liegen kann. Es wird ja nach dieser Richtung hin heute sehr vieles erfunden, und alle diese Methoden laufen eben doch darauf hinaus, dass sie auf einer nicht gründlichen wirklichen Menschenkenntnis beruhen. Natürlich kann man vieles richtig finden, in solchen Methoden. Aber es ist überall notwendig, dass man dann auch dieses Richtige auf das reduziert, was sich vor einer richtigen Menschenerkenntnis ergibt." Gedanke dazu: Demnach kannte - und anerkannte auch - Steiner sehr wohl die Schulbewegungen zu der damaligen Zeit, musste aber die knappe ihm zur Verfügung stehende Zeit (es waren noch drei Jahre bis zu seinem Tod) nutzen, um möglichst viel Bedeutungsvolles auf die Beine zu stellen, anstatt sich auch noch mit Kritik zu befassen. Bz - Nov 07
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5. Thema: Angeblich fehlende systematische Darstellung der Waldorf-Pädagogik durch Steiner Zander Behauptet auf S. 1359, dass "Steiner selbst nie eine systematische Darstellung seiner Pädagogik vorgelegt" habe. … "meines Erachtens bildet jedoch das theosophische Denken den archimedischen Punkt, von dem aus Ort und Stellenwert aller anderen Elemente bestimmt werden können." Bemerkung dazu: Natürlich besteht immer gemäß heutigem Denken das Bedürfnis, ein Übersicht schaffendes System zuerst zu betrachten, bevor man sich auf den Kern einer Sache einlässt. Systeme haben wir zwar in allen Lehrplänen, ohne die nichts auszurichten und vereinbaren wäre. Aber man muss doch erkennen, auch als Historiker, dass der eigentliche Kern eben das Ideal der Orientierung zumindest der Waldorf-Pädagogik ist, auf das Individuum zu zuzugehen. Dessen Anlagen zu finden und zu fördern und nichts zu verschütten, was es mitbringt, darauf kommt es dabei an. Denn was das Kind, was die oder der Jugendliche mitbringt, ist für die Welt u.U. etwas Neues und Wertvolles. Nur dadurch kann eine Kultur sich immer wieder erneuern. Man kann dazu ein Parallelbeispiel ins Auge fassen: Für das handschriftliche Schreiben kann selbstverständlich eine systematische Darstellung formuliert werden. Das schließt aber nicht aus, dass bei gleichen Arbeitsbedingungen (Papier, Licht, Federhalter o.ä.) jedes Individuum seine Handschrift entwickelt, da sie seinem individuellen Charakter entspricht. (Ludwig Klages ist nur deswegen nicht up to date, weil man sich bei seinem Studium auf die Anerkenntnis des Individuums, welches ja übersinnlich ist, in der heutigen Wissenschaft ungern einlässt.) Wer wirklich will und die Waldorfpädagogik in 3 – 4 Jahren ernsthaft studiert, wird sich das darin enthaltene System schon herausdestillieren können. Steiner hat alles Notwendige und mehr dazu gesagt. Man darf eben nicht, weil man selbst etwas Bestimmtes nicht sieht oder findet, einfach sagen: Dieses Bestimmte gibt es nicht. Im Übrigen ist der Hinweis auf die Abhängigkeit der Waldorf-Pädagogik von der alten oder übrig gebliebenen Theosophie wahrscheinlich hier das eigentliche Anliegen des Herrn Zander. Bz – Nov 07
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4.Thema: Erkenntnis-Wille der Kritiker der Anthroposophie Rudolf Steiner in GA 17, "Die Schwelle der geistigen Welt", Kap. "Von dem Hüter der Schwelle und einigen Eigenheiten des übersinnlichen Bewusstseins" (S. 45) deutet Steiner an, woher die Abneigung gegenüber Aussagen der Geisteswissenschaft stammt: "Mit seinem Erleben in der Sinnenwelt steht der Mensch außerhalb der geistigen Welt, in welcher im Sinne der vorangehenden Betrachtungen seine Wesenheit wurzelt. Welchen Anteil dieses Erleben an der menschlichen Wesenheit hat, ersieht man, wenn man bedenkt, dass das übersinnliche Bewusstsein, welches die übersinnlichen Welten betritt, einer Verstärkung eben der Seelenkräfte bedarf, die in der Sinneswelt erworben werden. Ist diese Verstärkung nicht vorhanden, so fühlt die Seele eine gewisse Scheu, in die übersinnliche Welt einzutreten. Sie will sich sogar vor diesem Eintritte dadurch retten, dass sie sich "Beweise" sucht für die Unmöglichkeit eines solchen Eintritts." Gedanke dazu: Überall da, wo Zander die geistige Forschung, bzw. deren Ergebnisse, a priori in Frage stellt, noch bevor er sie verinnerlichen kann, scheint er tatsächlich sich im Voraus durch Beweis sein sollende Negation davon frei machen zu wollen, um sich damit nicht auseinander setzen zu müssen. Bz - Nov 07
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3.Thema: Vorwurf der Rassendiskriminierung Rudolf Steiner in GA 13, "Wie erlangt man Erkenntnis der höheren Welten", Kap. "Von dem Hüter der Schwelle und einigen Eigenheiten des übersinnlichen Bewusstseins" (S. 45) wird angedeutet, welche noble Einstellung zu allen Gruppen und Rassen der Menschen als allgemeine Anforderung an den Geistesschüler (und natürlich auch an den Meister) zu bestehen hat. Es steht nämlich im Kapitel „Praktische Gesichtspunkte“ folgendes da: "Zu den Eigenschaften, die zum Beispiel (in einem selbst natürlich! H.H.B.) ebenso bekämpft werden müssen wie Zorn und Ärger, gehören Furchtsamkeit, Aberglaube und Vorurteilssucht, Eitelkeit und Ehrgeiz, Neugierde und unnötige Mitteilungssucht, das Unterschiedmachen in Bezug auf Menschen nach äußerlichen Rang-, Geschlechts- Stammeskennzeichen und so weiter. In unserer Zeit wird man recht schwer begreifen, dass die Bekämpfung solcher Eigenschaften etwas zu tun habe mit der Erhöhung der Erkenntnisfähigkeit. Aber jeder Geheimwissenschafter weiß, das von solchen Dingen viel mehr abhängt, als von der Erweiterung der Intelligenz und von dem anstellen künstlicher Übungen. Insbesondere kann leicht ein Missverständnis darüber entstehen, wenn manche glauben, dass man sich tollkühn machen solle, weil man furchtlos sein soll, dass man sich vor den Unterschieden der Menschen verschließen soll, weil man die Standes-, Rassen- und so weiter Vorurteile bekämpfen soll. Man lernt vielmehr erst richtig erkennen, wenn man nicht mehr in Vorurteilen befangen ist. Schon in gewöhnlichem Sinne ist es richtig, dass mich die Furcht vor einer Erscheinung hindert, sie klar zu beurteilen, dass mich ein Rassenvorurteil hindert, in eines Menschen Seele zu blicken. Diesen gewöhnlichen Sinn muss der Geheimschüler in großer Feinheit und Schärfe bei sich zur Entwicklung bringen." Und später im gleichen Kapitel findet sich eine Wendung, die eigentlich dazu gehört, wo Rudolf Steiner sagt, dass „Milde“ als Hauptmittel aller Geheimschulung sowohl die Handlungen als auch den Charakter des angehenden Geheimschülers prägen soll. Er sagt nämlich: „Und mit Milde wird sich alsbald ein anderer Zug in der Seele ausbilden: Das ruhige Achten auf alle Feinheiten des seelischen Lebens in der Umgebung bei völliger Schweigsamkeit der eigenen Seelen Bz - Nov 07
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2. Thema: Umgang mit unterschiedlichen menschlichen Meinungen Zander bewegt imgrunde ganz andere Ziele als diejenigen der Anthroposophie. Ihn interessiert nur das Äußere, die Hülle, die aber bei einem Wesen wie der Anthroposophie sich fortwährend abstreifen lässt, ohne, dass der Kern ein wesentlich anderer wird. Zanders Sicht ist eine absolut von außen gesteuerte, die ein tieferes Hineinblicken erschwert. Gedanken hierzu: Anthroposophie ist, wenn auch ewige Wahrheiten von ihr erschlossen werden, ein lebendiges Wesen, kein starres System. Daher ist es für einen Skeptiker nicht leicht, alle die Früchte der Anthroposophie so aufzunehmen, dass dabei nichts verloren geht. Und dies liegt eben an den grundlegend unterschiedlichen Voraussetzungen und Gesichtspunkten. In GA 45, "Anthroposophie, ein Fragment" (S. 12 - 14) zeigt Rudolf Steiner auf, wie sowohl in der Sinnenwelt als auch im Geistigen verschiedene Gesichtspunkte zwangsweise unterschiedliche Wahrnehmungen auslösen: "Jede Ansicht kann eine wahre sein, wenn sie treu das Beobachtete wiedergibt. Und sie ist erst dann widerlegt, wenn nachgewiesen ist, dass ihr eine andere berechtigterweise widersprechen darf, welche von demselben Gesichtspunkte aus gegeben ist. Ein Unterschied hingegen von einer Ansicht, die von einem anderen Gesichtspunkt aus gegeben ist, besagt in der Regel nichts. Wer die Sache so fasst, ist gegen den leichtwiegenden Einwand geschützt, dass jede Meinung bei solcher Auffassung gerechtfertigt erscheinen müsse. So wie das Bild eines Baumes eine ganz bestimmte Gestalt haben muss von einem Gesichtspunkte aus, so muss auch eine geistige Ansicht von einem Gesichtspunkte aus eine solche haben. Doch aber ist klar, dass man einen Fehler in der Ansicht erst nachweisen kann, wenn man sich über den Gesichtspunkt klar ist, von welchem aus sie gegeben ist. Man käme in der Welt menschlicher Meinungen viel besser zurecht, wenn man dieses immer berücksichtigen wollte. Man würde dann gewahr werden, wie die Unterschiede der Meinungen in vielen Fällen nur von der Verschiedenheit der Gesichtspunkte herrühren. Und nur durch verschiedene wahre Ansichten kann man sich dem Wesen der Dinge nähern. Die Fehler, die in dieser Richtung gemacht werden, rühren nicht davon her, dass die Menschen verschiedene Ansichten sich bilden, sondern sie ergeben sich, wenn ein jeder seine Ansicht als die alleinberechtigte ansehen möchte" Steiner führt dann aus, dass es auch nicht zum Ziele führte, wenn man sich eine Gesamtmeinung erarbeiten wollte, Das gäbe nur Verschwommenes und Nebelhaftes. Und dann formuliert Steiner dieses: "Weniges kann so stark zu echter Schätzung der Wahrheit führen als solches Erkenntnisstreben. Und echt darf diese Schätzung deshalb genannt werden, weil sie nicht Kleinmut im Gefolge haben kann. Sie führt nicht zur Verzweifelung an dem Wahrheitsstreben, weil sie die Wahrheit als solche in der Beschränkung anerkennt; sie schützt aber vor dem inhaltslosen Hochmut, welcher in seinem Wahrheitsbesitze das umfassende Wesen die Dinge zu umschließen glaubt." Also man solle sich dem Wesen der Erkenntnis immer von verschiedenen Gesichtspunkten nähern. Wenn Zander sich nur vom Gesichtspunkt der Historienforschung üblicher Methode und solcher Forschungswege bedient, welche aber die Existenz des Geistes und der Möglichkeit geistiger Erfahrung a priori ausschließen, so kann dadurch die Wahrheit nicht an den Tag kommen. Es besteht dann die Frage, ob das dann noch Wissenschaft sein kann. BZ - Nov 07
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1. Thema: Die Zandersche Einschätzung des Wissens bei Steiner über evangelische Theorien und katholische Praxis Auf S. 1619 schildert Zander, wie groß die Schwerkraft des Katholischen in all den Diskursen Rudolf Steiners mit Pfarrern war, die ihn darum gebeten hatten. Zander schreibt wörtlich: "Dieser katholische Schwerpunkt findet sich in allen Theologiekursen und dokumentiert Steiners geringes Wissen über evangelische Gottesdienste, Spiritualität, Theologie und Lebensführung. Er war eben in einem katholischen Umfeld aufgewachsen. Wie tief dieses Wissen über die katholische Tradition wiederum reichte, ist unklar. Ich stufe es als weitenteils oberflächlich und auch punktuell ein." Gedanken dazu: Man muss wissen, dass Steiner (siehe "Mein Lebensgang", S. 25-27) als wacher, junger Messdiener die katholische Praxis mitverfolgte und sich profundes Wissen darüber angeeignet hatte. Wie hätte er anders in den Diskussionen mit den Priestern und Pfarrern gerade das katholische Element betonen können? "Aber er musste…seinen evangelischen Zuhörern (Pfarrern) zuerst die katholische Liturgie erklären." Und auch beim Verweis auf das Brevierbeten zeigte Steiner (nach Zander) "die katholische Dominanz." Auch hier muss man feststellen, dass sich Zander im Maßstab seiner Behauptungen nicht nur vergreift, sondern Unlogik zulässt: Wenn jemand sich in der über Wochen hinziehenden Diskussion mit evangelischen Pfarrern über katholische und evangelische Gebräuche und Theorien befasst und lange vorm Ende der Gespräche gebeten wird, doch gleich selbst nur Vorträge zu halten, anstatt Diskussionen zu moderieren, so wird man die Kompetenz Steiners wohl vorher bemerkt haben. So könnte es doch kaum von einer stattlichen Gruppe wirklicher Fachleute – auch nicht schweigend - beanstandet worden sein, dass Steiner, obwohl das Katholische einen beträchtlichen Raum dabei einnahm, ein "weitenteils oberflächliches und auch punktuelles Wissen" über die katholische Tradition gehabt haben soll. Bz - Nov 07
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