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Kommentar zum "Film 7 Tage Arbeitsagentur" von MZ

 

Der  film 7 Tage Arbeitsagentur
https://www.youtube.com/watch?v=NOxuvLjy28c&pbjreload=10
ist PROPAGANDA PUR

1. Die eingliederungsvereinbarung als protokoll zu bezeichnen verschleiert die sehr kritisch zu betrachtende tatsächliche bedeutung der egv als vertrag und dessen zustandekommen unter der androhung von sanktionen.

2. Verschleierung der tatbestände durch emotionalisierung
und personalisierung der inhalte:

  "wenn ich einen so netten bearbeiter gehabt hätte wäre es mir bestimmt besser gegangen"
verschiebt die tiefliegende fragen zu den rechten des Arbeitslosen (freie arbeitswahl, vertragsstruktur und vertragsrechte, Menschenbild, Grundgesetzfragen) auf die persönliche "gutwillebene" von Sachbearbeitern. Diese verdeckt und lenkt von den wahren gesetzlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen ursachen und dem diesbezüglichen handeln der Jobcenter ab.

hinzu kommt:- 2-stufige schilderung von „arbeitsvermittlertypen“. Der letztere zeigt sich "einfühlsamer". Durch die reihenfolge und „stufung“ wird gesagt, ja es gibt fehler/härten ...aber im grunde sind die regeln richtig, und als beweis wird dann der nettere Arbeitsvermittler gezeigt.
Das funktioniert im Bild gesprochen folgendermassen: ich halte jemandem mit sehr festem griff. ich halte ein wenig weniger fest und subjektiv entsteht der eindruck von entlastung. die tatsache des festhalten selber wir nicht mehr thematisiert.

3. „das jobcenter ist keine wunschfabrik“: verschleiert aufgaben des Jobcenters und stellt wünsche und bedürfnisse als etwas besonderes, ausserhalb des normalen dar und diffamiert und verbannt damit das aussprechen von bedürfnissen ins reich des unberechtigten. Damit wird die seite des anspruchs auf förderung diskreditiert, und strukturell die deutungshoheit des jobcenters zementiert.Zudem werden damit (wie aus der pädagogik bekannt) die starken intrinsiche motivationskräfte durch unsere träume, wünsche und Hoffnungen systemisch ignoriert und stattdessen gehorsam eingefordert und als pädagogisches prinzip mit dem dazugehörigen menschenbild zum statusquo erhoben.

4. personalisierung der ursachen von arbeitslosigkeit:
es erfolgt die personalisierung der Schuld für Arbeitslosigkeit anhand von menschen die zb. nicht ausreichend gut schreiben können, bzw. schlecht gebildet sind) – Diese auswahl ermöglicht der mehrheit der zuschauer sich von diesen abzugrenzen, da die mehrheit ja tatsächlich lesen und schreiben kann. Somit schafft man eine untergruppe (randgruppe) von arbeitslosen. Durch abgrenzung von ihnen entsteht für die anderen arbeitslosen eine möglichkeit zur identitätsbildung durch Abgrenzung/überhöhung (ich bin anders, ich kann schreiben).
Mit dieser fallsetzung wird ein frame gesetzt, der aber der statistik widerspricht, da die meisten arbeitslosen sehr wohl einen abschluss oder eine ausbildung haben. Mit dieser personalisierung entsteht ein schuldiger/minderwertiger auf den die anderen aus der distanz schauen können. damit gerät die systemische bedrohung für ALLE durch die hartz-IV-gesetze aus dem focus und individualisiert sie zu persönlichem versagen.
An dieser stelle wäre genau die frage zu stellen gewesen, was das jobcenter denn nun tun kann um die menschen entsprechend zu qualifizieren und zu motivieren. Stattdessen bleibt es beim individuellem versagen und das strukturelle versagen des arbeitsmarktes oder des schulbildungssystems wird damit verschleiert und nicht thematisiert.

5. umkehrung der Dienstleistung, bzw umkehrung der wirkrichtung von: es wird die anpassung der bedürfnisse der arbeitslosen an den Arbeitsmarkt als statusquo erhoben und als normal dargestellt, statt der tatsächlichen anpassung des Arbeitsmarktes an die bedürfnisse der Arbeitslosen zu fordern. (dies erinnert an frau merkels marktkonforme demokratie statt demokratiekonformer markt)
Das framing das sich die bedürfnisse des Arbeitnehmers den bedürfnissen des arbeitsmarktes zu fügen haben und nicht umgekehrt wird dadurch gesetzt, das sehr viel zeit zur schilderung von internen vermittlungsvorgängen und des inneren mangements verwendet wird. So wird einen anschein von qualität, struktur und seriösität vermittelt und zur normalität erklärt. Die grundlagen und die prämissen und deren bedeutung für diese ordnung und struktur werden weder erklärt noch in frage gestellt.

6. situation des coachings/aussuchens geeigneter busfahreranwärter:
Die gesellschaftlich dringend notwendige diskussion über schlechte arbeitsbedingen, deren ursache, wirkungen und die folgen und die unheilvolle rolle des arbeitsamtes dabei( erhöhung des konkurrenzdruckes durch strukturell verankerte sanktionsandohungen, ausbau des niedriglohnsektors) wird dadurch zum verschwinden gebracht, das die schlechten arbeitsbedingungen für busfahrer zur normalität  erhoben werden. Sie werden von der coacherin des arbeitsamtes nicht nur zum status quo erhoben sondern sogar noch drastischer geschildert  um dann das ranking im coachuntericht zu eröffnen, wer dem denn gewachsen sei.(nur die harten kommen in den garten) Somit wird die frage nach der berechtigung solcher arbeitsbedingungen NICHT gestellt, sondern die aufmerksamkeit und energie auf die konkurrenzsituation untereinander umgeleitet Die coacherin kann ihre tätigkeit sogar dergestalt ins gute licht rücken, dass sie die zu coachenden auf den arbeitsmarkt vorbereitet und dabei sogar noch den zukünftigen busfahrern die positive „überraschung“ bereiten kann, das die arbeitsbedingungen zwar schlecht/hart aber doch nicht so schlecht/hart seien wie angekündigt. Dieser wille zur positiven überraschung soll der betrachter als zugewandt empfinden, womit aber ihre tatsächliche bzw. die rolle des jobcenters als organisator(in) der konkurrenzsituation verdeckt wird.

7. Die autorin als ehemals betroffene arbeitslose ist der emotionaler "opener" um dann im anschluss die oben genannten Frames zu setzen und diese in keinster weise in ihren grundlagen anzugreifen, und damit bleiben die Ursachen, bedingungen und folgen von Hartz-IV UNANGETASTET.

Mein Fazit:
Ich wünschte mir, die autorin des filmes wäre BESSER arbeitslos geblieben, oder NOCH BESSER, sie hätte den WUNSCH nach einem WEITERBILDUNGSPAKET in ökonomie, grundrechten, psychologie und tatsächlicher mitmenschlichkeit verspürt und dann AUCH ERHALTEN, anstatt eine solche propagandadoku zu produzieren

 


Berlin, den 11.10.2018
MZ