Durch zwei Gedichte
Christian Morgensterns sind im Grunde die Ideale schon
ausgesprochen, um die es in unserer Arbeit geht.
Das
eine spornt die Welt-Entdecker-Stimmung an:
Mit
tausend Sinnen
abzugewinnen,
was
jedes Raum- und Zeitatom enthält -
Der
größte Finder
ist
noch ein Blinder
in
all dem Reichtum dieser Welt.
Das andere spricht die
Sehnsucht zur Entfaltung der eigenen Seelenfähigkeiten aus, wie sie am
Erlebnis der eigenen Begrenzungen entspringt:
Gib
mir den Anblick deines Seins, o Welt ...
den
Sinnenschein lass langsam mich durchdringen ...
So
wie ein Haus sich nach und nach erhellt,
bis
es des Tages Strahlen ganz durchschwingen -
und
so, wie wenn dies Haus dem Himmelsglanz
noch
Dach und Wand zum Opfer könnte bringen -
dass
es zuletzt, von goldner Fülle ganz
durchströmt, als wie ein Geisterbauwerk stände,
gleich einer geistdurchleuchteten Monstranz:
so
möchte auch die Starrheit meiner Wände
sich
lösen, dass Dein volles Sein in mein,
mein
volles Sein in dein Sein Einlass findet
und
so sich rein vereinet
Sein
mit Sein.
Dem ersten Anliegen (Welt-Entdeckertum)
versuchen wir durch eine gründliche Schulung im Wahrnehmen und im
Denken,
dem
zweiten (Entfaltung der eigenen Seelenfähig-keiten) durch die
Ausbildung einer durch und durch individualisierenden
1) und
befähigenden 2) Erkennt-niswissenschaft gerecht zu werden.
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zu 1) und 2):
„Individualisierend“ ist eine Erkenntniswissenschaft, wenn sie zur
Entdeckung der ur-eigenen geistigen Veranlagung führt;
„befähigend“, wenn sie die ur-eigenen Hemmnisse im Erkenntnisstreben
aufdeckt und die Mittel ihrer Überwindung weist.
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