- Friedrich Schiller -
Liebe Freunde,
die Richtervorlage gegen die Sanktionen in Hartz IV ist jetzt im Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe angekommen. (S. hier >>)
Damit ist ein Teil dessen, was mit der Brandbrief-Aktion gewollt war (s. hier >>), erreicht.
Offen steht
allerdings, ob die Richtervorlage in Karlsruhe angenommen wird und zu
welchem Ergebnis sie letztendlich führt.
Liebe Freunde,
es sind jetzt vier Jahre, dass ich den Brandbrief (siehe hier >>) veröffentlicht habe.
Vier Jahre des
unbedingten Einstehens für die Menschenrechte und für das Grundgesetz, zweieinhalb Jahre davon mit Totalsanktion, ohne Geld für Essen, Wohnung, Krankenkasse (siehe hier >>), die ich ohne eure Hilfe nicht hätte überleben können.
Das alles geht nicht
spurlos an einem vorüber und unerschöpflich sind auch
meine Kräfte
nicht.
Was das heißt, das möchte ich jetzt umreißen:
Das erste ist, dass
ich das Thema
wechseln werde:
Während ich das Amt zunächst provoziert habe, um Sanktionen zu
erhalten, damit ich nach
Karlsruhe klagen kann, habe ich es jetzt aufgefordert, die Sanktionen zu
beenden.
Durch die bisherigen Provokationen ist nicht nur stark in die Öffentlichkeit gebracht worden, dass Hartz IV verfassungswidrig ist, es ist nicht nur das Gutachten entstanden, welches die Richter in Gotha letztlich bewogen hat, Hartz IV für verfassungswidrig zu erklären (s. hier >>), es ist nicht nur der Rahmen geschaffen worden, durch den Inge Hannemanns Aktionen fruchtbaren Boden finden konnten, es sind nicht nur genügend Prozesse in verschiedenen Sozialgerichten angelaufen, die alle noch auf Ihre Bearbeitung harren –
sondern es ist auch
genug Stoff gesammelt, um eindrücklich nach außen zu beweisen, wie sehr
verfassungswidrig das System eingerichtet ist. Das aus meiner Sicht am unmittelbarsten sprechende Zeugnis in dieser Hinsicht ist eine Diskussion mit dem Jobcenter, die sich um das Thema ergab, inwiefern die Sanktionen geeignet sind, im Sinne des Artikels 1 unseres Grundgesetzes die Würde des Menschen zu achten und zu schützen.
Was sich da ergab,
zeigt so unmittelbar und ungeschönt die Niedertracht des Systems die JEDER
erlebt, der davon Betroffen ist, dass ich auf die ganze Diskussion hier
verlinken möchte.
Mit dieser Art der Provokation ist es jetzt aber vorbei. Meine Kräfte sind erschöpft. Und nachdem das Gutachten in Karlsruhe eingegangen ist, sind weitere derartige Provokationen auch erst mal nicht mehr nötig.
Was aber nötig ist, ist, mit den sich inzwischen immer mehr gewandelten Bedingungen meiner Existenz in neuer Weise umzugehen.
Es sind nicht nur meine Kräfte zu Ende. Da mir jetzt Jahrelang vollständig die Existenzgrundlage entzogen wurde, habe ich jetzt auch drei Jahre fast nur von Darlehen, als welche mir eure Spenden ausgegeben wurden, gelebt. Mehr verschulden kann ich mich nicht. Und weiter so leben, wie bisher, das möchte ich auch nicht. Ich möchte wieder eine sichere Lebensbasis haben, auf der ich auch meine weiteren Aktionen (z.B. der "Erneuerung der BRD an ihren eigenen Idealen", s. http://artikel20gg.de) durchführen kann.
Liebe Freunde,
ich habe beschlossen, die Aktion zu Ende zu führen.
Das aber nicht
dadurch, dass ich jetzt einfach etwas
anderes mache als bisher ...
Bisher habe ich agiert wie Jung-Siegfried, der durch seine Glücks- (oder Drachen-)haut gewissermaßen unverletzlich war. Durch den großen öffentlichen Schutz konnte ich es mir leisten, Sanktionen zu provozieren, damit ich eine genügend große Anzahl von Prozessen erhalte, um wenigstes einen davon nach Karlsruhe bringen zu können.
Diese Glückshaut streife ich jetzt ab. Nachdem jetzt durch D. R. und das Sozialgericht Gotha tatsächlich eine Klage in Karlsruhe angekommen ist, gibt es keinen Grund mehr, genau auf den Schutz zu bauen, der mir die Einreichung von Klagen nach Karlsruhe ermöglichen sollte.
D.h., ich werde jetzt "empfindlich" werden und ab sofort die Sanktionen so nehmen, wie sie jeden von uns treffen. Da ich aber weiter unbeugsam sein werde, weil meine Aufgabe ja bei weitem nicht erledigt ist und nichts weniger erlaubt ist, als der Kompromiss mit der Lüge und der Unwahrhaftigkeit, kann man sich vorstellen, was das heißt: So, wie das System veranlagt ist, werde ich bald zu Tode kommen.
Zwischen dem Abhauen und dem stillen Verscheiden aber liegt: der Kampf - oder schöner gesagt: das ernste, bedachte und zielvolle Spiel ... Und das gedenke ich zu spielen.
Liebe Freunde,
die Spieleröffnung ist
gemacht. "Aus politischen Motiven, ohne dass Sie auch nur im Entferntesten (!) einmal auf meine rechtlichen Gründe eingegangen sind, habe ich drei Jahre Sanktionen, davon zweieinhalb Jahre Totalsanktion von Ihnen erhalten.
Diese Zeit ist nicht spurlos an mir vorüber gegangen. Meine Kräfte sind erschöpft. Jetzt, nachdem durch die Entscheidung in Gotha auch öffentlich geklärt ist, dass Ihr Tun in Frage steht, verlange ich von Ihnen, die am 07.05.2015 verhängte Sanktion unverzüglich bis zur Klärung der Frage auszusetzen.
Sollte sie nicht bis zum 30.06.2015 ausgesetzt sein, bleibt mir nichts anderes übrig, als bis zur Beendigung Ihrer unwürdigen Zwangsmaßnahmen wieder ins Sanktionshungern überzugehen."
"Auf weitere Hilfe von Freunden (Darlehen) habe ich zu verzichten, weil
meine Aufgabe, Essenmarken lehne ich genauso ab wie Sanktionen, weil sie nur vordergründig eine Hilfe, in Wahrheit aber ein Mittel der weiteren Entwürdigung sind. (S. hier>>)
Hartz IV ist ein Erpressungssystem: Während der Staat auf der einen Seite die Rationalisierung mit allen Mittel fördert, werden andererseits die dadurch freigestellten Menschen nicht als Freigestellte behandelt sondern zu "Bedürftigen" gestempelt und in einem Maße staatlichen Zwangsmaßnahmen unterworfen, das jeglicher Beschreibung spottet. (Man sehe z.B. die entsprechende Wallraff-Reportage)
Das Mittel der Erpressung ist die erzeugte Angst vorm Tod. Wer nicht bedingungslos sich unterwirft und nicht alles mitmacht, was dem Gesetzgeber und dem Jobcenter an Unsinnsmaßnahmen für ihn einfällt, wer sich nicht in einen Arbeitsmarkt pressen lässt, der immer mehr ein Sklavenmarkt ist, wird mit erst teilweisem, dann dem vollständigen Entzug der Lebensgrundlagen bedroht. Wie viele tausend Menschen sind schon Opfer dieses System geworden.
Die Angst vor dem Tod, die gilt es zu besiegen, wenn man das System besiegen will. Nach 10 Sanktionen in Folge bin ich in dieser Disziplin geübt.
Mein Leben liegt jetzt ganz in Ihrer Hand - mit freundlichem Gruß, R.B."
Ich bin natürlich auf die Reaktion gespannt. Aber auch auf mich selbst. Und auch auf euch.
Auf eine spannende Begegnung mit dem lange verschollen erlebten Geist des
Grundgesetzes!
Berlin, den 17. Juni 2015 - - zugleich zum vierten Geburtstag des - jetzt "ersten" - Brandbriefes - mit herzlichem Gruß,
|