Ralph Boes
Gedanken vom Kosmos
Die Welt im Lichte idealischer Naturwissenschaft
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Kapitel 7
VOM WESEN
DER WELT
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C: Ein Nachwort zu
Stand und Wesen der zeitgenössischen Kosmosdiskussion
Es ist ja doch
vielleicht zu sehen, wie wenig diejenigen, die sich derzeit noch für
berechtigt halten mögen, uns Sinn und Entwicklung des Kosmos
"naturwissenschaftlich" zu erklären (namentlich seien hier die
Astrophysiker genannt), eine Ahnung davon haben, was der Kosmos wirklich
ist. In so mancherlei Hinsicht reden sie wie der Blinde von der
Farbe, wenn sie über den Kosmos sprechen. Ähnlich einem
"Menschenforscher", der, etwa mit einem ausschließlichen Röntgenblick
geschlagen, vom Menschen bloß das Knochenskelett wahrnehmen könnte und
dieses schon für das vollendete Ganze des Menschen hielte (und welch
gespenstischer Anblick ergäbe sich ihm da !), sehen sie am Kosmos nur die
materielle Substanz.
Dass der Kosmos ein
rein physikalisches, zufälliges Spektakel ist, davon geht man ja in den
derzeit tonangebenden naturwissenschaftlichen Kreisen aus. Und
selbstverständlich richtet man an diesem Urteil die ganze Weltwahrnehmung
und -beurteilung aus. Man bemerkt nur gar nicht, dass dieses Urteil ein
bloßes Vorurteil ist. Wir haben im Vorangegangenen gesehen, als welch
grandiose Tatsache sich der Kosmos bei vorurteilsloser Betrachtung zu
enthüllen beginnt. Wenn man aber überhaupt nicht erst nach seinem Wesen
fragt, müssen einem die beschriebenen Tatsachen auch unbekannt
bleiben.
Eben das
Überspringen der
Frage nach dem
Wesen des Kosmos lasten wir der tonangebenden Wissenschaft an !
Von falschen
Grundannahmen über sein Wesen ausgehend, muss sie auch über seinen
Sinn und seine Entwicklung in Irrtum kommen. Und wenn man einzelnen
Wissenszweigen dieser Wissenschaft auch zugestehen mag, dass sie auf dem
Gebiete der materiellen Erforschung des Kosmos schier
Unermessliches zu Tage gefördert haben, so haben sie an den Fragen, was
der Kosmos ist und wie und warum er sich entwickelt habe, doch nichts als
einen dogmatischen Auswurf produziert.
Unendlich unsinnig
ist es, sich nach der zeitgenössischen Konvention den Kosmos aus
physikalischen Kräften entstanden (oder auch nur erhalten) zu denken.
[1]
Der Kosmos ist eine geistige Wesenheit. Als solche liegt er der
unmittelbaren Beobachtung vor und als eine solche hat er sich vom
Urbeginne her auch ins Dasein gebracht. Wer dennoch behauptet, er sei aus
physikalischen Kräften entstanden, steht so schlau da, wie jener mit
Röntgenblick geschlagene "Menschenforscher", wenn dieser unter Abrede des
Gesamtorganismus des Menschen, unter Abrede von dessen Entstehung aus
Elternwesen mit geistiger, seelischer und organischer Beschaffenheit, die
Bildung des Knochenskelettes aus einem rein physikalischen, zufälligen
Zusammenspiel von Phosphor und Kalk zu erklären unternähme.
Sicher, man kann da
vieles sich zusammenphantasieren, und die gegenwärtige Kosmologie ergeht
sich fieberhaft in solcher Phantasiererei, aber das Richtige treffen wird
man so nie. Und ebenso wird man über den Sinn des Kosmos das
Richtige so nicht finden können.
"Je begreiflicher
uns das Universum ist, um so sinnloser erscheint es auch" - diesen Satz
stellt der Astrophysiker und Nobelpreisträger Steven Weinberg als die
letzte naturwissenschaftliche Erkenntnis über den Sinn des Kosmos hin.
Hätte er nur die ersten Schritte in einer vorurteilslosen Betrachtung des
Kosmos gemacht und hätte er überdies auch die Grenzen seiner eigenen
Wissenschaft ein wenig richtiger eingeschätzt, so hätte er statt dessen
etwa sagen müssen:
"Da wir als
Physiker (!) den Kosmos nicht als Ganzes vor uns bringen können, fällt
die Erforschung seines Sinns auch nicht in unser Gebiet. Schon bei einem
Buch geht aus einer einseitig physikalischen Untersuchung, aus einer
Untersuchung seiner materiellen Substanz, der physikalisch-chemischen
Beschaffenheit seiner Blätter, der Art seiner Bindung usw., eine
Erkenntnis nicht hervor, warum es existiert oder warum es
etwa 135 Seiten hat. Das kann sich einzig aus seinem geistigen Inhalt und
der Art, wie dieser in Schrift und Buchstabe repräsentiert ist, ergeben.
Anders als bei einem Buch, in dem der geistige Inhalt ja nicht als eine
Lebensmacht darinnen wirkt (er ist da nur als ein Abglanz gegeben), lebt
aber ein seelisch-geistiger Inhalt als eine Lebensmacht im Kosmos
darinnen. In einem viel höheren Maße als bei einem Buch muss man sich
daher diesen Inhalt des Kosmos vergegenwärtigen können, um die
Gründe seiner Existenz, oder auch nur die wahren Gründe für seine
äußere Erscheinung zu verstehen. - Da wir, die Astrophysiker, dies nicht
können - durch unsere rein chemisch-physikalische Ausrichtung sind wir von
einer solchen Ansicht der Dinge äonenweit entfernt - haben wir über solch
Gründe auch nichts zu sagen!"
"Und überhaupt",
hätte es ihm dann angestanden, noch hinzuzufügen, "ist es niemals Aufgabe
der Physik, nach einem Sinn zu fragen. Sie hat schon anlässlich der
Entdeckung des Fallgesetzes oder der Gesetze der Optik nicht nach einem
darin liegenden "Sinn" gefragt. Was sollte sie bewegen, die Frage nach
einem solchen ausgerechnet dem Kosmos gegenüber aufzuwerfen? Lediglich
seine Gesetzlichkeiten, der physikalisch-chemische Zusammenhang seiner
Objekte, die materielle Beschaffenheit von Sternen, ihre Entfernungen,
Bewegungen, das Spiel der zwischen ihnen sich auswirkenden physikalischen
Kräfte usw. gehen sie an. Einen "Sinn" in diesem allen zu suchen liegt
auch hier nicht in ihrem Gebiet. Und wenn nun doch jemand vom
hochgeschätzten "Standpunkt der Physik" über den "Sinn" des Kosmos etwa zu
urteilen unternimmt, so zeigt er, dass er die Grenzen seiner Wissenschaft
nicht kennt. Nicht etwa die Sinnlosigkeit des Kosmos, sondern nur das
Unbegründete seines eigenen Geredes hat er damit vorgeführt."
Nach solch einer
lichtvollen Auseinandersetzung über die Grenzen seiner Wissenschaft würde
er vielleicht - trotz der vornehmlich physikalischen Ausrichtung seines
eigenen Forschens - für die hier niedergelegten Gedanken vom Kosmos
aufgeschlossen sein.
SUMMA SUMMARUM IST
DER KOSMOS EINE GEISTIGE WESENHEIT UND ALS SOLCHE MUSS ER VOM STANDPUNKT
DER WISSENSCHAFT AUCH BEGRIFFEN WERDEN !
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